Von Jokowis Traum zu Prabowos Problem: So steht es um Indonesiens neue Hauptstadt Nusantara

Mit großen Visionen gestartet, sollte Nusantara Indonesiens strahlende Zukunft im Herzen Borneos werden – eine moderne, nachhaltige Hauptstadt, die Jakarta entlastet und das Land in eine neue Ära führt. Doch knapp drei Jahre nach dem offiziellen Baustart ist von der Glanzfassade wenig zu sehen: Verzögerungen, schleppende Bauarbeiten und zögerliche Investoren bremsen den Fortschritt. Während Ex-Präsident Joko Widodo das Projekt als sein politisches Vermächtnis vorantrieb, steht sein Nachfolger Prabowo Subianto vor einer gewaltigen Herausforderung. Kann er den Traum von Nusantara noch retten – oder droht das Milliardenprojekt zur Geisterstadt zu verkommen?

Baufortschritt und Verzögerungen

Die Errichtung der neuen indonesischen Hauptstadt Nusantara auf Borneo schreitet langsamer voran als ursprünglich geplant. Bereits zum 79. Unabhängigkeitstag Indonesiens am 17. August 2024 hielt Präsident Joko Widodo (Jokowi) zwar eine erste Zeremonie in Nusantara ab. [1] Jedoch war dies nur in kleinem Rahmen möglich: Statt der ursprünglich geplanten 8.000 Gäste durften nur 1.300 Personen teilnehmen, da es vor Ort an Unterkünften und Verpflegung mangelte. [1] Mehrere Regierungsmitglieder und geladene Gäste mussten nach der Feier direkt zurück nach Jakarta zurückkehren, da es in Nusantara weder ausreichende Übernachtungsmöglichkeiten noch Infrastruktur gab.(1) Die Zeremonie fand inmitten einer Baustelle statt – hinter den unter roten Sonnenschirmen sitzenden Gästen ragten halbfertige Gebäude empor. [1]

Ein Bauarbeiter namens Mulyana berichtete, er habe neun Monate lang an einem Ministeriumsgebäude gearbeitet, das für die Feier provisorisch genutzt wurde – trotz schwieriger Bedingungen wie unzureichenden Straßen und begrenzter Strom- und Wasserversorgung. [1] „Fünf Monate lang arbeiteten wir in 24-Stunden-Schichten… Wegen der begrenzten Zufahrt benötigen wir täglich zwei bis drei Stunden, um Beton mit schwerem Gerät zu transportieren“ sagte er; noch ein Jahr zuvor gab es kaum Wasser- oder Stromversorgung auf der Baustelle. [1] Diese Schilderungen verdeutlichen, dass der Baustand Ende 2024 noch sehr rudimentär war. Zwar wurde das futuristische Präsidentenpalast-Gebäude mit dem Garuda-Vogelskulptur-Design bis August 2024 äußerlich fertiggestellt und für eine erste Kabinettssitzung genutzt. [1] Doch viele Ministerien und Wohnanlagen waren (und sind) noch im Bau, so dass der ursprünglich für September 2024 angeordnete Umzug tausender Beamter ins neue Hauptstadtgebiet vertagt werden musste. [1]

Auch im Jahr 2025 blieb das Bautempo hinter den Erwartungen. Der neue Präsident Prabowo Subianto, der im Oktober 2024 Jokowi ablöste, verzichtete darauf, die Unabhängigkeitsfeier 2025 erneut in Nusantara abzuhalten – stattdessen kehrte die Zeremonie zum altehrwürdigen Merdeka-Palast in Jakarta zurück. [2] Dieses Signal – die Feier wieder in Jakarta und Prabowo bisher kaum in Nusantara präsent – weckte Spekulationen über nachlassendes politisches Interesse an dem Mega-Projekt. [2] Beobachter befürchteten bereits, Nusantara könnte zur „Geisterstadt“ werden, falls der neue Präsident das Vorhaben auf Eis legt. [2] Regierungsoffizielle widersprechen dem aber und verweisen darauf, dass weiterhin unter Hochdruck gebaut werde. So führte der Chef der Nusantara-Behörde, Basuki Hadimuljono, Ende Juli 2025 Parlamentarier über die Baustellen, um den Fortschritt zu demonstrieren. [2] Tatsächlich sind einige Kerngebäude der Exekutive (Regierungsgebäude) inzwischen weitgehend fertiggestellt; der Schwerpunkt der aktuellen Bauphase liegt auf dem Parlaments- und Gerichtsviertel sowie Wohnraum. [3] Offizielle Stellen betonen, dass man Anfang 2025 bereits erste Beamte vor Ort im „City Hall“ der neuen Hauptstadt im Einsatz hatte [4] – ein Hinweis darauf, dass zumindest eine minimale Funktionsfähigkeit aufgebaut wird.

Politische Unterstützung und Zeitplan

Politisch ist Nusantara das Prestigeprojekt des Ex-Präsidenten Jokowi, der es trotz Pandemieverzögerungen und Finanzierungsproblemen energisch vorantrieb. Unter Prabowo Subianto ist das Tempo vorsichtiger, doch offiziell bekennt sich die neue Regierung weiterhin zum Hauptstadtumzug. Staatssekretär Prasetyo Hadi stellte im Juli 2025 klar, dass Präsident Prabowo keinen Baustopp („Moratorium“) plane und voll hinter der Hauptstadtverlegung innerhalb der nächsten drei Jahre stehe. [5] Prabowo habe die Hauptstadt-Behörde OIKN angewiesen, alle nötigen Infrastrukturen zügig fertigzustellen, sodass bis spätestens 2028/29 sämtliche drei Gewalten – Exekutive, Legislative und Judikative – in Nusantara arbeiten können. [5] Erst wenn dieses Kriterium erfüllt ist, will Prabowo das endgültige Dekret zur offiziellen Verlegung der Hauptstadt von Jakarta nach Nusantara unterzeichnen. [5] Der rechtliche Rahmen dafür besteht zwar seit 2022, wurde aber noch nicht umgesetzt. [5]

Dass Prabowo 2025 die Unabhängigkeitsfeier nach Jakarta zurückverlegte – obwohl Jokowi eigentlich versprochen hatte, diese fortan in Nusantara abzuhalten – sowie Prabowos bisherige Abwesenheit vor Ort, haben jedoch Zweifel an seiner Motivation genährt. [2] Die oppositionelle NasDem-Partei forderte ihn sogar auf, endlich eine klare Richtung vorzugeben: entweder den Umzug per Dekret zu beschleunigen oder das Projekt ganz auszusetzen. [5] Mehrere andere Parteien stellten sich zwar grundsätzlich hinter Nusantara, drängten aber ebenfalls auf konkrete Schritte, etwa schon jetzt einzelne Ministerien oder zumindest den Vizepräsidenten Gibran Rakabuming (Jokowis Sohn) in der neuen Stadt anzusiedeln. [5] Nach einem Ortstermin im Juli 2025 erklärte ein Parlamentsabgeordneter, der Baufortschritt reiche aus, um zumindest Umwelt-, Forst-, Bauministerium oder Agrarministerium als Pilotbehörden nach Nusantara umzusiedeln. [5] Bisher fehlt jedoch ein offizieller Zeitplan, wann die Regierungsstellen tatsächlich umziehen. Fakt ist: Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit konzentriert sich weiter auf Jakarta, während Nusantara im politischen Alltagsgeschäft 2025 kaum eine Rolle spielt. [5] Prabowo muss hier einen Balanceakt meistern – einerseits Jokowis Erbe respektieren (denn er verdankt Jokowis Unterstützung seinen Wahlsieg) [2] und das Prestigeprojekt nicht sterben lassen, andererseits aber auch realpolitisch Prioritäten setzen. Beobachter spekulieren, Prabowo könne den Umzug verzögern, um bis zur Wahl 2029 näher an den Machtzentren in Jakarta zu bleiben, ohne sich in die Abgeschiedenheit Borneos zu begeben. [2] Dieses Kalkül birgt Risiko: Verzögert er Nusantara zu sehr, verärgert er Jokowi und dessen Anhänger, was ihm politisch schaden könnte. [2] Andererseits hat Prabowo viele von Jokowis Loyalisten in sein Kabinett geholt, was darauf hindeutet, dass er den Übergang behutsam gestalten will. [2]

Die Regierung betont jedenfalls, dass sie an Nusantara festhält. Offizielle Verlautbarungen vom Sommer 2025 verneinen ausdrücklich ein Einfrieren des Projekts. Im Gegenteil: Der Bau des Kernkomplexes soll ohne Unterbrechung weiterlaufen und bis 2028 abgeschlossen sein. [6] [7] Die Regierung reagierte damit auf öffentliche Moratoriumsforderungen mit dem Hinweis, man werde statt einer Pause eher die Fertigstellung beschleunigen. [7] Das Gesamtprojekt wird sich aber über Jahrzehnte erstrecken – Nusantara ist kein sofort bezugsfertiges „Stadt aus dem Nichts“, sondern ein etappenweiser Umzug.

Finanzierung und Investorenlage

Das Nusantara-Vorhaben ist mit geschätzten Kosten von rund 32 Milliarden US-Dollar veranschlagt. [3] Die indonesische Regierung plante von Anfang an, einen großen Teil dieser Summe über private und ausländische Investoren zu stemmen, um den Staatshaushalt zu entlasten. Doch bislang blieb das internationale Investitionsinteresse hinter den Erwartungen zurück. Nusantara hatte in den letzten Jahren mit Finanzierungsengpässen und Verzögerungen zu kämpfen, bedingt durch die COVID-19-Pandemie, einen Mangel an ausländischen Investitionen und sogar personelle Turbulenzen in der Projektleitung. [3] So sprang z.B. der japanische Tech-Konzern SoftBank 2022 als potenzieller Geldgeber ab, weil man sich nicht auf ein Geschäftsmodell einigen konnte. [8] [3] Auch China, von dem man sich erhebliche Mittel erhoffte, hielt sich lange Zeit zurück. Erst gegen Ende von Jokowis Amtszeit konnte er die allererste Auslandsinvestition für Nusantara aus China verkünden – durch den Immobilienentwickler Delonix Group, der ~500 Milliarden Rupiah (rund 33 Mio. USD) in ein gemischt genutztes Quartier (Hotel, Apartments, Büros, Geschäfte) investieren will. [9] Jokowi feierte diese Zusage als symbolischen Durchbruch und hoffte, sie würde „anderen Investoren Vertrauen geben“, doch räumten Analysten ein, dass dieses Engagement „relativ klein“ sei und weiterhin „weit von ideal“ entfernt. [9] Gleichzeitig wurden im September 2024 zwei weitere kleine Auslandsprojekte angekündigt: ein russischer Entwickler plante ein Luxusresort (300 Mrd. Rp) und eine australische Bildungseinrichtung eine internationale Schule. [9]

Erst 2025 kam etwas mehr Dynamik in die Investorenlage. Laut Nusantara-Behörde haben bis März 2025 fünf Investoren Konsortialverträge über zusammen 2,42 Billionen Rupiah (ca. 150 Mio. USD) abgeschlossen. [4] Darunter befindet sich PT Citadel Group Indonesia – der indonesische Ableger eines malaysischen Investors – mit dem Schwerpunkt Lifestyle-/Freizeit-Zentren. [4] Citadel gilt damit als zweiter ausländischer Investor überhaupt in Nusantara (nach Delonix) und will Schätzungen zufolge bis zu ~3,97 Billionen Rp (ca. 250 Mio. USD) in Einkaufs- und Büroinfrastruktur stecken. [10] [11] Weitere Beteiligungen umfassen lokale Firmen für Gastronomiezentren, Bürokomplexe (inkl. E-Ladestationen) und Mischgebiete. [4] Zudem wurde bekannt, dass ein malaysischer Investor (Citadel) und andere kurz vor dem Baustart von Hotels, Wohn- und Büroanlagen mit einem Gesamtinvest von rund 6,5 Billionen Rp stehen. [3] Diese Zahlen zeigen: Es gibt mittlerweile ausländische Investitionen in Nusantara, jedoch in überschaubarer Größenordnung. Zum Vergleich – Jokowi hatte von 2022 bis 2024 bereits etwa 75,8 Billionen Rp (rund 4,7 Mrd. USD) an Staatsgeldern in das Projekt fließen lassen. [3] Präsident Prabowo plant nun, bis 2029 weitere 48,8 Billionen Rp (ca. 3 Mrd. USD) aus dem Haushalt bereitzustellen, um die Kernstadt fertigzustellen. [3] Dieses Budget soll insbesondere den Bau von Parlamentsgebäuden, Gerichtsgebäuden und Wohnraum finanzieren, nachdem die wichtigsten Regierungsgebäude der Exekutive bereits stehen. [3] Mittelfristig setzt man aber weiterhin darauf, dass Private einen Großteil der neuen Stadt entwickeln – z.B. Wohnsiedlungen, Gewerbeimmobilien und Infrastruktur wie Verkehrsmittel. Ein Beispiel ist der Testbetrieb eines autonom fahrenden Schienenbussystems (ARRT) durch einen chinesischen Hersteller im August 2024. [12]

Insgesamt bleibt die Finanzierungslage angespannt. Der indonesische Staatshaushalt kann die 30+ Milliarden USD nicht allein schultern, ohne andere Bereiche zu belasten. Bereits 2022 wurde die Mehrwertsteuer von 10 % auf 11 % angehoben im Zuge eines Gesetzes zur Harmonisierung der Steuervorschriften. [13] Dieses sah auch vor, spätestens zum 1. Januar 2025 den Mehrwertsteuersatz weiter auf 12 % zu erhöhen [13] – ein Schritt, der Mehreinnahmen bringen sollte, um steigende Staatsausgaben für Infrastruktur, Gesundheitswesen und Sozialprogramme zu finanzieren. [13] Kurz vor Jahresende 2024 lenkte die Regierung Prabowo jedoch überraschend ein: Die geplante generelle MwSt-Erhöhung auf 12 % wurde am 31. Dezember 2024 abgeblasen. [3] [13] Stattdessen verkündete Prabowo, der 12%-Satz gelte ab 1. Januar 2025 nur für Luxusgüter und -dienstleistungen, die ohnehin einer Luxussteuer unterliegen – genannt wurden Privatjets, Yachten oder Luxusimmobilien. [3] Alle anderen Waren und Dienstleistungen verbleiben bei 11 % MwSt. Diese Kehrtwende rückte die wirtschaftliche Lage ins Rampenlicht: Offenbar befürchtete man, eine allgemeine Steuererhöhung würde die ohnehin schwache Kaufkraft der Bevölkerung weiter dämpfen. [14] Experten begrüßten den Schritt, da er Verbraucher entlaste. [14] Gleichzeitig entging dem Staat damit aber erwartetes Steuereinkommen, das für ambitionierte Vorhaben (wie auch die neue Hauptstadt) hätte genutzt werden können. Die Regierung betonte allerdings, sie werde trotzdem geplante Entlastungs- und Kompensationsmaßnahmen im Umfang von 38,6 Billionen Rp durchführen (z.B. Stromrabatte, Steuervorteile) [3], um die Wirtschaft zu stützen. Unterm Strich zeigt diese Episode: Die fiskalische Balance zwischen Projektfinanzierung und sozialer Verträglichkeit ist ein Drahtseilakt. Die finanzielle Tragfähigkeit von Nusantara hängt stark davon ab, dass Indonesiens Wirtschaft wächst und neue Einnahmequellen oder Investitionen erschlossen werden – ansonsten drohen entweder höhere Schulden oder Einschnitte an anderer Stelle. Kritische Stimmen sprechen bereits von einem möglichen „weißen Elefanten“, also einem Prestigeprojekt ohne echten Nutzen: Einige Analysten hatten vorhergesagt, Prabowo werde wohl nicht so ambitioniert an das Milliardenprojekt herangehen wie Jokowi, da Nusantara ein kostspieliges Wagnis mit ungewissem Ausgang sei. [3]

Aussicht: Hauptstadt der Zukunft oder Geisterstadt?

Angesichts der Verzögerungen und Finanzierungsfragen steht Nusantara an einem Scheideweg. Wird die Stadt jemals das dynamische Regierungs- und Verwaltungszentrum mit nachhaltigem Großstadtleben, das man sich erhofft? Oder droht ein Schicksal als moderne Geisterstadt? Beobachter ziehen hier Vergleiche zu Projekten wie Forest City in Malaysia. [16] Dieses von einer chinesischen Firma gebaute $100-Milliarden-Stadtviertel nahe Singapur sollte über 700.000 Menschen beherbergen, ist aber heute faktisch ein Gespensterprojekt: „Die tropische Paradiesstadt auf künstlichen Inseln ist völlig verlassen“ [15] – nur rund 9.000 Bewohner leben in den Luxus-Wohntürmen, weniger als 10 % des Plans. [15] Leere Straßen, verwaiste Geschäfte und finanziell angeschlagene Entwickler zeugen dort von einer fehlgeschlagenen Vision. [15]

Für Nusantara malen Pessimisten ein ähnliches Bild, sollte die indonesische Regierung das Interesse oder Geld verlieren. Tatsächlich liegt Nusantara abgelegen auf Borneo, fern der bisherigen Wirtschaftszentren – es gibt keine Garantie, dass Beamte, Firmen und Bürger freiwillig dorthin übersiedeln, wenn die Anreize fehlen. Ohne kritische Masse an Einwohnern könnte die neue Infrastruktur unterausgelastet sein. Noch ist Nusantara eine Baustelle, was potentielle Bewohner abschreckt. Allerdings unterscheidet sich Nusantara in einem wichtigen Punkt von privatwirtschaftlichen Geisterstädten: Hier steht die Regierung selbst als Taktgeber und Anker-Mieter dahinter. Wenn der Staat – wie angekündigt – seine Ministerien, Parlamente, Behörden und zigtausende Beamte zwangsweise dort ansiedelt, wird Nusantara zumindest eine Grundauslastung und wirtschaftliche Aktivität erhalten. Darauf baut der Entwicklungsplan. Die kommenden 3–4 Jahre sind dabei entscheidend: Experten betonen, dass sich in diesem Zeitraum politisch entscheidet, ob Nusantara wirklich die neue Hauptstadt wird oder ein „Ghost Town“ bleibt. [2] „Wird es tatsächlich Indonesiens neue Hauptstadt oder eine Geisterstadt? Das wird nur die Zeit zeigen“, resümierte ein Analyst treffend. [2]

Momentan gibt es vorsichtige Hoffnungsschimmer: Die Regierung Prabowo hat – trotz mancher Zurückhaltung – öffentlich bekräftigt, Nusantara bis 2028/29 fertigzustellen und keinen Baustopp zu verhängen. [5] Erste staatliche Dienste haben ihren Betrieb vor Ort aufgenommen, einige ausländische Investoren wurden gewonnen, und am grünen Tropenstandort entstehen nach und nach öffentliche Einrichtungen, Wohnblocks und Verkehrswege. Ob Nusantara finanziell und wirtschaftlich tragfähig ist, hängt nun von konsequenter Umsetzung und weiterem Investitionszufluss ab. Gelingt es Indonesien, genügend Kapital (privat oder öffentlich) und menschliche Ressourcen in das Projekt zu lenken, könnte Nusantara über viele Jahre hinweg organisch wachsen und Jakarta tatsächlich entlasten. Scheitert jedoch der politische Wille oder versiegen die Mittel, droht Nusantara im Worst-Case das Dasein einer halbfertigen Hauptstadt-Attrappe ohne Leben – ähnlich wie Forest City oder andere überdimensionierte Planstädte.

Im Fazit lässt sich festhalten: Der Bau von Nusantara findet statt, aber verlangsamt und mit erheblicher Verspätung. Die indonesische Regierung beteuert ihre Verpflichtung, trotz aller Hindernisse an der Vision einer modernen neuen Hauptstadt festzuhalten. Finanziell ist das Projekt eine enorme Herausforderung, die bisher nur zu einem Bruchteil gelöst ist – die kurzfristig zurückgenommene MwSt-Erhöhung zeigt, dass man haushaltspolitisch auf einem schmalen Grat wandelt. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Nusantara schrittweise mit Regierungsinstitutionen und Bürgern gefüllt wird und sich zu einer lebendigen politischen Metropole entwickelt – oder ob die skeptischen Stimmen Recht behalten und Nusantara als teuerer urbaner Torso endet, der in den Regenwäldern Borneos leere Straßen und verlassene Gebäude hinterlässt. Wie es ein indonesischer Kommentator ausdrückte: „Neue Hauptstadt oder Geisterstadt? Nur die Zeit wird es zeigen.“ [2]

Quellen:

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