Ich lebe seit nunmehr über zehn Jahren in Indonesien und natürlich kommt man dann hin und wieder auch in den Konflikt mit der mehr oder minder befähigten korrupten Polizei.

Anmerken möchte ich, dass ich hier keine Verhaltensregeln meinerseits empfehlen möchte. Es geht in diesen Artikeln nur darum euch meine Erfahrungen zu zeigen und wie ich diese gelöst habe.

Bisher ist mir die indonesische Polizei, oder besser gesagt jener Beamte der mich ansprach immer freundlich begegnet, was eventuell auch auf meinen Körperbau zurückzuführen ist. In der Regel ist man ja bereits einen Kopf größer als der Polizist, und wenn man dann noch die in Indonesien angefutterten Pfunde präsentiert, scheint dieses eventuell Eindruck zu erwirken. Als ich 2008 nach Indonesien kam, wog ich 83 Kilogramm. Mittlerweile kämpfe ich um den Erhalt der 125 Kilogramm Marke.

Also entweder mästet mich meine Frau zu sehr, oder ich sitze tatsächlich viel zu viel in meinem Homeoffice vor meinem PC.

Aber lassen wir jetzt einmal den Spaß beiseite und kommen wir zu der wahren Polizeistory, die ich euch erzählen möchte! 

Die ersten zwei Jahre lebten wir in West Jakarta in den Mediterania Towers, unweit des heutigen Central Park, der damals sich noch im Bau befand. Im Jahr 2010 zogen wir dann nach BSD-City circa 30 Kilometer südwestlich von Jakarta. Hier kauften wir uns dann das erste Auto in Indonesien. Wer in Jakarta lebt, benötigt in der Regel kein Auto. Anders sieht es dann in BSD aus. Viele weit verstreute Sektoren mit Einfamilienhäusern machen ein Auto notwendig. Sei es zum Einkaufen oder um unsere Tochter in die Schule, oder damals noch in den Kindergarten zu bringen.

Ich hatte ja damals schon mein Kaffeegeschäft. Verkauf von Kopi Luwak über eBay und andere Plattformen. Da ich in Jakarta die Plätze kannte, wo ich meinen Kaffee kaufen konnte, fuhr ich eigentlich täglich nach Jakarta rein. Heute meide ich Jakarta, soweit es geht. Meine längste Rückfahrt nach BSD hatte einmal sechs einhalb Stunden gedauert. Von den 36 Kilometern sind 18 Kilometer Autobahn und da rollt der Verkehr in der Regel schon. Da kann man sich vorstellen, mit welchem Schneckentempo man da unterwegs war.

Das Schlimmste ist, das man nicht im Stau steht, sondern immer langsam rollt. Wenn man eine zu große Lücke lässt, kann man sicher sein das sich in diese jemand hereindrängelt.

Ich war also wieder einmal im Central Park und wollte wieder nach Hause fahren.

Dazu muss ich auf die andere Seite der Autobahn kommen. Das Wenden ist in der Regel das geringste Übel. Dann geht das Chaos aber los! Von oben kommen Fahrzeuge, die sich Links halten wollen und von meiner Spur die wollen in der Regel auf die zwei Autobahnauffahrten die sich rechts befinden.

Die Route vom Central Park in Richtung Autobahn

Das Wenden sieht noch harmlos aus. Oben auf der Brücke kann man aber das in wenigen Minuten entstehende Chaos bereits erahnen!

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Screenshot Google Streetview

Dann geht es los kreuz und quer versucht man sich seine Spur zu finden. Reißverschlusssystem kennen die in Indonesien leider nicht.

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Screenshot Google Streetview

Ich muss mich auf die vorletzte rechte Spur einordnen. Dass dieses in den meisten Fällen nicht so einfach ist, dürfte klar sein. Also versucht man erst einmal mit dem Stopp & Go Verkehr mitzurollen, um dann immer weiter nach rechts sich einordnen zu können. Faktisch funktioniert das dann aber auch nicht, da einem keiner freiwillig einen Platz einräumt. Der Kampf beginnt und wer hier nicht rollt, der bleibt einfach stehen und blockiert den ganzen restlichen Verkehr.

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Screenshot Google Streetview

An dieser Stelle hatte ich mich damals ganz auf die rechte Spur eingeordnet. Damals waren, nur keine Lienen sichtbar. Die GoogleView Bilder stammen aus dem Jahr 2018. Der Vorfall ereignete sich 2010! Normalerweise stehen die Fahrzeuge hier auch Stoßstange an Stoßstange, sodass man kein Platz hat, sich rechtzeitig einzuordnen!

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Screenshot Google Streetview

Wie bereits gesagt, die ganzen weißen Striche waren alle nicht sichtbar. Außerdem muss diese Streetview Aufnahme an einem Wochenende oder Feiertag aufgenommen worden sein. Denn dort steht eigentlich immer Polizei außer am Wochenende und Feiertagen!

Jedenfalls winkte mich einer der Polizisten heraus und behauptete ich habe einen Fehler gemacht. Er zeichnete auf seinen Block eine Linie und dann ein Auto mit einem Pfeil, was diese durchgezogene Line überfuhr. 

Dann sagte ich, ich sehe keine Linie. Dann versuchte er mir zu verdeutlichen, dass dort eine Linie ist und er jetzt 5.000.000 Rp (ca. 311,81 €) bekäme. Nun Strafen das wusste ich, lagen damals bei 50.000 Rp und man hätte mit 20.000 Rp als hohlen Handschlag (Korruption) die Sache erledigen können.

Ich bin in der Regel ein Typ, der auf sein Recht pocht, wenn er sich sicher ist, dass er recht hat.

Mittlerweile hatte ich ihm meinen Führerschein gegeben und er lief zu einem seiner Kollegen. Wahrscheinlich waren sie sich sicher, dass sieendlich ein Opfer gefunden hatten, um ihr Polizistengehalt aufzubessern! Da sind sie leider bei mir an der falschen Adresse.

Meine Vorsichtsmaßnahmen.

Ich habe immer zwei Brieftaschen am Mann, die ich an verschiedenen Stellen am Körper trage. Wo mein Ausweis und der Führerschein drin sind, habe ich nur immer 10.000 bis 20.000 Rp an Bargeld einstecken. Das andere Geld ist immer in der anderen Brieftasche, die ich zum Vorzeigen meiner Papiere nicht rausholen muss.

Nach einer kurzen Beratung kamen, dann alle drei Polizisten zu meinem Auto! Einer von ihnen klopfte auf dem Block mit der Zeichnung der Linie und dann auf die Zahl 5.000.000 Rp. Ich sagte dann, er solle mir den Strich zeigen, den ich überfahren haben sollte. Da ist keiner. Er machte mir begreiflich, dass dort einer sei. Ich stieg aus und verschloss mein Auto und deutete an das mir die Polizisten folgen sollten. Gleichzeitig zeigte ich auf den Boden und dann auf die Strichzeichnung und fragte auf Deutsch, WO?

Dann kam doch tatsächlich von einem der Polizisten, das Wort „Yesterday“ über den Mund. Da fing ich an zu lachen und quasselte jetzt absichtlich auf Deutsch auf die Polizisten ein. Ich fragte sie, ob ich ein Hellseher sein sollte. Natürlich verstanden sie kein Wort. Daraufhin sagte ich auf Englisch „keine Linie – kein Geld“. Diese Aussage verstanden sie dann wieder und pochten auf die Zeichnung und die Zahl 5.000.000 mit einem Stift. 

Ich sagte dann auf Englisch, dass sie ihren Boss anrufen sollen der soll herkommen. Natürlich war der Boss nicht erreichbar. Langsam wurde ich dann auch etwas ungelegen und machte deutlich das diese Summe 5.000.000 nicht richtig sei. Entweder sie holen ihren Boss oder ich rufe die deutsche Botschaft an. 

Sie forderten erneut die 5.000.000 Rp. Dann nahm ich mein Telefon und suchte in den Kontakten die Telefonnummer meiner Frau und sagte den Polizisten. „I’m calling the German Embassy now“ und legte das Telefon an mein Ohr.

Auf einmal waren die Polizisten wie ausgewechselt. Sie sagten „Go go go – drive off“ und geben mir meinen Führerschein wieder. Zur Strafe ließen sie mich nicht auf die Autobahn fahren und so hätte ich eine komplette Runde noch einmal fahren müssen, um an diese Stelle zu kommen.

Ich hatte ja damals bereits ein Navi auf dem Handy und so fuhr ich einfach weiter und bin dann auf eine andere Autobahn gefahren, die direkt nach BSD führt.

Ein gewisses Maß an Menschenkenntnis erforderlich!

Ich möchte hier natürlich nicht dazu anleiten, sich der indonesischen Polizei zu widersetzen. Jedoch wenn man sich keiner Schuld bewusst ist, lohnt es sich tatsächlich ein wenig forsch aufzutreten und zu flunkern. So zu tun als habe man einen heißen Draht, zur deutschen Botschaft hat auch ein zweites Mal funktioniert. Aber dazu mehr in einem der nächsten wahren Geschichten aus meinem Leben hier in Indonesien.

Den besten Tipp gegen solche korrupte Wegelagerei, die ich geben kann, ist nur wenige Bargeld in der Brieftasche zu haben, in dem die Papiere sind. Bei Sichtung einer Kreditkarte habe ich immer gesagt, dass ich keinen Pin habe und kein Bargeld mit der Karte bekomme. Bisher hat das immer geklappt. 

Aber ich muss es noch einmal verdeutlichen, dass ich mir immer sicher war, nichts falsch gemacht zu haben, oder die Verkehrszeichen und -Lage mir keine andere Möglichkeit lies einen Verstoß nach dem Ansehen des Polizisten zu begehen.

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