Hollywood hat Krach mit Indonesien. Weil die Regierung in Jakarta neue Steuern auf den Filmverleih erhebt, liefern die Amerikaner fast nichts mehr. Die Indonesier leiden daher ohne Harry Potter und Piraten in der Karibik.
Im indonesischen Kino gibt es seit Wochen Schmalkost. Horror-Schmalkost. „In den Armen der minderjährigen Geisterwitwe“ heißt ein Film etwa, ein anderer „Tanzende Karanga-Geister“. Nie gehört? Kein Wunder, es handelt sich um einheimische Werke, von zweifelhafter Qualität.
Doch die amerikanischen Verleiher liefern fast keine Filme mehr, seit Indonesien im Februar ein neues System zur Berechnung der Lizenzgebühren auf ausländische Filme eingeführt hat. Denn seitdem müssen sie erheblich mehr bezahlen, wenn ein Werk in Indonesien gezeigt wird. Das rentiere sich nicht, entschied der US-Produzenten- und Verleiherverband MPAA. Leidtragende sind die Filmfans in Indonesien.
„Ich bin total sauer und mir ist todlangweilig, seit ich keine guten Filme mehr sehen kann“, sagt Marisca Djojopranoto in Jakarta, die sich sonst keine Neuerscheinung aus Hollywood entgehen ließ. Vor den Kinos, die eigentlich jeden Abend gut gefüllt waren, hängen nun fast nur noch Poster von Horrorfilmen. „Harry Potter“ oder „Pirates of the Caribbean“ suchen Filmfans vergeblich.
Von den einheimischen Produktionen haben die Leute längst die Nase voll. „Es kostet nicht viel, sie zu produzieren, und so machen sie wenigstens schnell einen kleinen Profit“, entschuldigt Sjafruddin das Programm. Die Qualität verteidigt er nicht. „Aber an was sollen unsere Filmemacher sich auch orientieren, wenn keine ausländischen Filme mehr ins Land kommen?“, fragt er.
„Für die Kinos ist das ein Riesenverlust, und wenn das so weitergeht, dürfte eine ganze Reihe bald dicht machen“, sagt er. Viele Kinos haben ihre Öffnungszeiten schon verkürzt und einige Säle geschlossen. Dagegen profitieren Straßenverkäufer, die illegale DVDs der neuesten Hollywoodfilme anbieten. „Das Geschäft läuft prima“, sagt einer von ihnen, Marini. „Die Qualität ist hervorragend.“
Der US-Verband MPAA, zu dem Walt Disney, Sony, Paramount, 20th Century Fox, Universal Studios und Warner Bros. gehören, liefert nicht mehr nach Indonesien, solange die Gebührenordnung bleibt. Auch Noorca Massardi, Sprecher der Kette Cineplex 21, hat wenig Verständnis dafür. Die neue Regel komme einer Steuererhöhung von happigen 24 Prozent auf die Verleihrechte gleich – zusätzlich zu allen anderen fälligen Gebühren, schimpft er. „So etwas gibt es nirgendwo anders.“ Die Regierung will nun mit der MPAA verhandeln.
Auf dem Internetblog indonesianmoviecrisis.org machen sich verärgerte Fans Luft. Die Zollbehörden seien gierig, schreibt dort einer. „Schon meine Eltern mussten durch die Hölle der 60er Jahre gehen, als amerikanische Filme hier boykottiert wurden“, schreibt ein anderer. „Ich werde alles tun, damit sich das für die jetzige Generation nicht wiederholt“.
Originalbericht: digitalfernsehen.de
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