Aus Protest gegen die ihrer Ansicht nach zu milde Gefängnisstrafe für einen Christen haben Muslime in Indonesien ein Gerichtsgebäude gestürmt und zwei Kirchen angezündet.
Rund 1000 Demonstranten stürmten am Dienstag einen Gerichtssaal in Temanggung auf Java. Sie demolierten das Mobiliar und warfen Scheiben ein. Das Gericht hatte zuvor einen Christen wegen Verstoßes gegen das Blasphemiegesetz zur Höchststrafe von fünf Jahren Haft verhaftet. Er soll Flugblätter mit despektierlichen Äußerungen über das zentrale Heiligtum des Islam, die Kaaba in Mekka, verteilt haben. Die Demonstranten forderten die Todesstrafe für den 58-Jährigen oder seine Auslieferung an das Volk.
Die aufgebrachte Menge zündete außerdem zwei Kirchen an und schlug die Scheiben einer weiteren ein. Währenddessen riefen die Demonstranten „Töten, töten“. Ein Schulgebäude bewarfen sie mit Steinen, genauso Polizisten. Mehrere Fahrzeuge gingen in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse ab, um die aufgebrachte Menge auseinanderzutreiben. Es dauerte rund vier Stunden, bis die Ausschreitungen beendet werden konnten. Mindestens neun Menschen wurden nach Augenzeugenberichten verletzt. Die Polizei führte mehrere Angreifer zur Befragung ab.
Gewalt nicht nur gegen Christen
Fast 90 Prozent der 240 Millionen Einwohner Indonesiens sind Muslime. Das Land hat damit die größte muslimische Bevölkerung der Welt. Der Staat propagiert religiöse Toleranz. Allerdings kam es in jüngster Zeit immer wieder zu Zusammenstößen. Gewalt richtet sich nicht nur gegen Christen: Am Sonntag tötete eine Menge drei Mitglieder der muslimischen Minderheit der Ahmadi-Bewegung. Zu dem Angriff hatte eine islamistische Gruppe aufgerufen, die Angehörige der Bewegung als Ungläubige betrachtet.
Indonesien: Brutaler Mob attackiert religiöse Minderheit
Originalbericht: focus.de