Was machen Vertreter der Deutschen Botschaft im FPI-Hauptquartier in Jakarta? Geht man jetzt mit unter Terrorverdacht stehenden Organisationen Hand in Hand?
Als ich von meinem Schwager auf den Detik-Artikel angesprochen wurde, musste ich erst einmal auch Schlucken. Jeder Deutsche, der in Indonesien lebt, wird wohl schon von der Front der Islam-Verteidiger (Front Pembela Islam) [FPI] etwas gehört haben.
Bereits mehrfach versuchte man in Indonesien, die FPI verbieten zu lassen. Einerseits fordert diese ein Kalifat, was mit der indonesischen Verfassung nicht in Einklang zu bringen ist. Andererseits tritt diese Organisation als Wächter des Islams auf und versucht insbesondere während des Ramadans, auch mit Gewalt, die Einhaltung der islamischen Richtlinien einzufordern.
Der FPI werden mehrere Übergriffe auf christliche Einrichtungen zugeschrieben. Dennoch verwehrt sich Offiziell, die FPI dagegen, andersgläubige insbesondere Christen, zu terrorisieren.
Rizieq Syihab verwahrt sich allerdings gegen den Vorwurf, dass die FPI intolerant sei und sich gegenüber den Ungläubigen feindselig verhalte. Vielmehr halte die FPI den in Sure 109:6 ausgesprochenen Grundsatz „Ihr habt Eure Religion, und ich die meine“ sehr hoch. Nach den Selbstmordanschlägen auf drei Kirchen in Surabaya im Mai 2018 veröffentlichte die FPI eine Presseerklärung, in der sie diese Anschläge kritisierte und erklärte, dass sie terroristische Gewalt gegen andere Religionsgemeinschaften ablehne. Gleichzeitig rief sie darin aber auch die Öffentlichkeit dazu auf, die Anschläge nicht mit irgendeiner bestimmten religiösen Lehre und ihren Anhängern in Verbindung zu bringen.
Deutsche Botschaft schickt beschuldigte Diplomaten nach Deutschland zurück
Das indonesische Auswärtige Amt bestellte Vertreter der Deutschen Botschaft ein und forderte eine Stellungnahme. Nach Aussagen der Detik.com, soll die deutsche Botschaft die Diplomaten aufgefordert haben, nach Deutschland zurückzukehren. Die deutschen Diplomaten seien aus persönlichen Gründen, zum FPI Hauptquartier gegangen und nicht als Botschaftsmitarbeiter.
Die deutsche Botschaft drückte auch die Unterstützung der deutschen Regierung aus, die bilaterale Zusammenarbeit mit Indonesien zur Bekämpfung von Intoleranz, Radikalismus und Hassreden fortzusetzen. Darüber hinaus forderte das Außenministerium die deutsche Botschaft auf, der Öffentlichkeit eine offizielle Erklärung zu ihren diplomatischen Mitarbeitern abzugeben, die das FPI-Hauptquartier besuchten.
Dieses erfolgte bisher nicht. Persönlich finde ich es schon erschreckend, wenn deutsche Diplomaten, sich Privat mit unter Verdacht stehende Terrororganisationen treffen.
Direkter Vorwurf von Indonesien an die Deutsche Botschaft
Am 17. Dezember, gegen 12 Uhr, sollen zwei Mitarbeiter der deutschen Botschaft, das Gebäude der FPI Zentrale betreten haben. Nach Aussagen eine FPI Vertreters, sollen diese deutschen Botschaftsmitarbeiter, ihr Beileid für den „Mord an sechs Märtyrern der FPI ausgesprochen haben.“
Erst kürzlich kehrte der Führer der FPI Habib Rizieq, aus dem saudischen Exil zurück, wohin er nach mehreren Strafanzeigen gegen ihn, geflüchtet war. Bei den sechs von der Polizei am 7. Dezember erschossenen Männer, soll es sich um Leibwächter des Führers gehandelt haben. Diese sollen eine förmliche gerichtliche Vorladung, verhindert haben und lieferten sich mit der Polizei eine Verfolgungsjagd. Dabei sollen auch Schusswaffen von den Getöteten, zum Einsatz gekommen sein. Drei weitere Personen, konnten nach Polizeiangaben, mit einem anderen Fahrzeug flüchten.
Dass jetzt zwei deutsche Diplomaten, der unter Terrorverdacht stehenden FPI, ihrer Aufwartung machten und für die getöteten Terroristen, eine Ehrenbekundung abgaben, ist nicht nur für mich unverständlich.
Update 23. Dezember 2013 Presseerklärung Deutsche Botschaft Jakarta
2 comments
Da war mal wieder die Elite unserer Botschaftsmitarbeiter am Start. Grosses Kino!