Indonesien steht wieder einmal als der große Buhmann in der Weltöffentlichkeit da. Bilder von vermüllten Stränden auf Bali oder das Video eines Tauchers, der mitten durch einen Müllberg im Meer tauchte, zeigen ein katastrophales Bild von Indonesien.

20.04.2018 Das leidige Thema zum Plastikmüll

Plastik eine Erfindung, die die Welt geißelte. In meinen Kinderjahren kann ich mich noch genau erinnern, dass man zum Einkaufen mit einem Stoff- oder Baumwollnetz ging. Hatte man diesen vergessen, war man voll mit dem Einkauf ein wenig überfordert. Die Flaschen hatten Aluverschlüsse und vor allem es gab ein Recyclingsystem was Funktionierte, jedenfalls bei uns in der DDR!

Als Kinder sammelten wir alles, was Geld brachte. Gläser, Flaschen, Altpapier Pappe, Schrott und alte Textilien wurden gesammelt und somit das Taschengeld aufgebessert. Und man konnte tatsächlich sagen das sich dieses für ein Kind bzw. Jugendlichen der DDR echt gelohnt hatte.

Altstoffpreisliste der DDR, Foto Wikipedia
Altstoffpreisliste der DDR, Foto Wikipedia

Bei den Preisen war es auch nicht verwunderlich, dass man mit dem Handwagen von Haus zu Haus zog und die Leute um Altpapier ansprach. Diese gaben die Zeitungen sogar teilweise bereits gebündelt und sortiert heraus, sodass man damit überhaupt keine Arbeit mehr hatte. Nebenbei gab es noch Schulaktionen, die zum Wettbewerb aufriefen, welche Schule bzw. Klasse die meisten Altstoffe sammelte.

Ja es war in der DDR eine notgedrungene Aktion. Die DDR wollte den Kauf von teuren Grundmaterialien so weit wie möglich verhindern und schaffte dabei einen Kreislauf, der auch der Umwelt zugutekam.

Heute ist das Recycling von Altstoffen gänzlich in Deutschland privatisiert. Flaschen werden in riesige Flaschencontainer gesammelt. Dasselbe gilt für Pappe und Papier, was in Deutschland bereits in den Haushalten vorsortiert wird. Alttextilien sammeln Hilfsorganisationen die damit nicht nur Hilfsbedürftigen helfen, sondern teilweise ihr Spendenbudget gewaltig aufbessern. So verlernt die Jugend von heute, welchen Wert, eigentlich alltägliche Materialien haben.

Wer den Wert nicht kennt, geht damit auch unachtsam um!

In Indonesien gibt es auch Sammler von Altstoffen insbesondere Plastikflaschen. Nur gibt es in Indonesien weder eine funktionierendes Recyclingsystem noch eine ordentliche Müllentsorgung!

Touristen regen sich über vermüllte Strände in Bali auf, doch vergessen dabei, dass sie selbst diesen Müll verursachen. So werden Plastikflaschen achtlos am Strand hinterlassen, anstatt diese ordentlich zu entsorgen. Der tägliche Müll am Strand wird jeden Morgen versucht einzusammeln und anstatt ihn sofort wegzuschaffen direkt am Eingang in einem großen Haufen zusammengetragen. Ein Windstoß und die Plastiktüten verteilen sich erneut am Strand und gelangen ins Meer. Weiterhin ist dieser Berg, der dann schon 1-2 Tage direkt am Eingangsbereich des Strandes vor sich hin stinkt, nicht gerade einladend für Touristen. Aber egal anstatt diesen Berg als Warnung anzusehen, geht man mit neuem Plastik, der nach dem Strandaufenthalt sich in natürlicher Form in Müll verwandelt, an diesem stinkenden Müllberg vorbei. Wenn man den Strand verlässt und an diesem Müllberg wieder vorbei kommt, hat man natürlich auch vergessen, dass man gerade selbst dafür gesorgt hat, dass dieser Berg sich vergrößert!

Aber natürlich sind es nicht nur die Touristen, die den Müll verteilen!

Wenn man in den Abendstunden außerhalb der großen Straßen und insbesondere in ländlichen Gegenden unterwegs ist, wird man viele kleine Feuerstellen sehen, wo Bewohner ihren Müll verbrennen. Und dabei wird alles verbrand, egal wie giftig dann der Rauch auch ist. Dieses machen diese Leute nicht aus Jux und Tollerei, sondern dient ihnen als Schutzmaßnahme. Müll zieht Ungeziefer an und beginnt zu stinken, also verbrennt man diesen Müll, egal wie schädlich dieses für die Umwelt ist. In vielen Regionen gibt es keine Müllentsorgung. Die Bewohner sammeln den Müll in Plastiktüten und werfen dieses einfach vor Ihr Haus. Wilde Hunde und Katzen zerfetzen diese Mülltüten, um an Fressbares zu kommen. Der Wind und der Regen sorgt dann dafür, dass der Müll verteilt wird. Dieser Müll landet immer wieder in Flüssen und macht sich dann auf den Weg in Richtung Meer.

Auch wenn es wie bei uns eine zweitägige Müllabfuhr gibt, kann man davon ausgehen, dass ein Teil des Mülls letztendlich im Meer landet. Als Erstes besitzen wir zwar richtige Mülltonnen, jedoch werden diese in einem offenen LKW abgeholt. Gleichzeitig reißen die Müllmänner auf der Suche nach verwertbaren, die Müllsäcke auf, sodass der Fahrtwind dafür sorgt, dass die kleinen Plastikteile durch den Fahrtwind vom LKW geweht werden. Der Müll landet dann irgendwo auf eine Deponie, wo er entweder unter offenen Himmel verbrand wird, oder sich selbst überlassen wird. Wenn in der Nähe der Deponie noch ein Fluss fliest, landet ein Teil des Mülls wieder im Meer.

Indonesien plant Plastikabgabe!

Im Mai soll wieder einmal eine neue Verordnung zum Thema Plastik in Indonesien umgesetzt werden. Die letzte Verordnung scheiterte, als man auf Plastiktüten eine Gebühr von 200 Rp (ca. 0,01 €) erhob. Die Kunden gingen dann einfach nicht mehr in dieses Geschäft und kauften ihreArtikel, wo man die Ware in alten Pappkarton verpackte. Leidtragende waren die kleinen Indo und Alfa Märkte, die ihre Waren in wiederverwertbare Plastekisten geliefert bekommen. Schnell wurde diese Gebühr wieder verworfen.

Jetzt beschwert sich im Vorfeld der neuen Verordnung die Plastik Herstellungsindustrie und verweist darauf, dass an der ganzen Misere, die nicht vorhandene Müllentsorgung und das fehlende Recyclingkonzept schuld seien. Hier stimme ich den Herstellern voll zu. Eine Abgabe auf Plaste würde die Produkte alle teurer machen. Es gibt kaum eine Produktpalette, die auf Plaste heute verzichten möchte, oder kann. Sei es als schöne Displayverpackung oder der reine Diebstahlschutz.

Weiterhin würde diese Abgabe auch nicht das eigentliche Problem lösen, denn der Müll würde weiter durch Flüsse in das Meer gelangen.

Müllentsorgung und Recycling fehlen gänzlich in Indonesien!

Deshalb hatte ich am Anfang das SERO-System der ehemaligen DDR angesprochen. Es ist tatsächlich so, nicht alles war schlecht und ich spreche hier aus eigenen Erfahrungen, der seine Jugend in diesem Land erleben durfte. Anstatt immer mehr neues Plastik zu produzieren, sollte man die Hersteller auf Recycling zwingen. Wer recycelt muss und soll belohnt werden. Die Altstoff Erstattungspreise waren für die Verhältnisse der DDR sehr Hoch angesetzt. Im Durchschnitt verdiente ein Arbeiter in der DDR 750 Mark. Bei einer guten Altstoffsammelwoche hatte ich 50 bis 100 Mark zusammen. Wobei der Konkurrenzkampf sehr hoch war. Man wusste aber mit der Zeit, wo man Altstoffe bekam und wer diese gern abgab. Dafür brachte man dann auch einmal einen Kohleeimer aus dem Keller in die Wohnung.

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