Das „Wohnen mit den Ahnen“ gehört in Asien zum Alltag. Die neue Sonderschau im Schwazer Haus der Völker könnte die letzte im bestehenden Museum sein.
Von Ivona Jelcic
Schwaz – Im Land der Toraja im Südteil der indonesischen Insel Sulawesi tragen die Häuser Dächer, deren Form an Schiffe erinnert. Auf Schiffen nämlich gelangen in der Vorstellung der Toraja die Geister der Ahnen ins Jenseits. Und nicht nur in dieser Hinsicht hat der Totenkult Einfluss auf die traditionellen Architekturen des alten Asien: Die Volksgruppen der Batak und der Toraja in Indonesien haben Bauweisen entwickelt, die Göttern und Menschen gleichzeitig dienen und die dazu überaus reich an geschnitzen und gemalten Symbolen oder besonderen Architekturelementen sind. Gert Chesi entführt mit der neuen Sonderschau im Haus der Völker zu den „anonymen Architekturen Asiens“. Zahlreiche neue Objekte hat er von Reisen nach Indonesien, aber auch nach Nordostindien mitgebracht. Und er sei selbst verwundert darüber gewesen, wie viele Parallen sich zu afrikanischen Mythologien, etwa jenen der Dogon in Westafrika, auftaten, sagt Chesi: „Menschen, Götter und Dämonen teilen sich da wie dort ein Haus. Da wurden magische Weltbilder entworfen, die ähnlich funktionieren.“
Zu den kostbarsten Objekten der Schau zählen aus Eisenholz geschnitzte Hampatong-Figuren aus Südborneo; faszinierend sind auch die Tau-Tau-Ahnenfiguren aus Sulawesi, die in schwer erreichbaren Nischen bei den Felsengräbern aufgestellt wurden. Die verschiedenen Architekturelemente der Toraja- und Batak-Häuser sind jedes für sich ein Kunstwerk, anhand eines Modells lässt sich ausfindig machen, wo und wie diese Elemente an den Häusern angebracht sind. Ein gewaltiges Brett mit Büffelkopfmotiven zierte einst die Fassade eines Hauses des bisher weitgehend unbekannten Naga-Volkes in Nordostindien.
Originalbericht: tt.com