In dieser Artikelserie berichte ich von meiner 90-tägigen Reise nach Deutschland und teile sowohl meine Eindrücke als auch die meiner Tochter, die nach 16 Jahren das erste Mal wieder deutschen Boden betrat. Nach so vielen Jahren im Ausland war sie gespannt, wie sich Deutschland verändert hat und was sie alles erwarten würde. Doch gleich auf der Anreise erlebte sie ihren ersten Kulturschock – eine Situation, die für viele Reisende alltäglich scheint, für jemanden wie sie jedoch ein besonders befremdliches Erlebnis war.

Wir waren auf der Strecke von Frankfurt nach Görlitz unterwegs, eine Fahrt, die sich mit einem Mietwagen gut bewältigen lässt. Nach einigen Stunden Fahrt war es Zeit für eine Pause, und so hielten wir an einer Raststätte. Plötzlich sagte meine Tochter, dass sie dringend auf die Toilette müsse. Ohne zu zögern, sprang sie aus dem Auto und lief schnellen Schrittes in Richtung der Toiletten. Doch nach kurzer Zeit kam sie völlig entsetzt und leicht verzweifelt zurück: „Papa, ich brauch einen Euro, um auf die Toilette zu gehen!“, rief sie aufgeregt.

Ihr Gesicht spiegelte Fassungslosigkeit und Verwunderung wider, als sie erzählte, dass eine Schranke ihren Weg zur Toilette blockierte. Sie hatte keinen Euro bei sich und stand plötzlich vor einem unüberwindbaren Hindernis. Für jemanden wie meine Tochter, die es gewohnt war, in Indonesien öffentliche Toiletten ohne solche Hürden zu nutzen, war dies ein regelrechter Kulturschock. In Deutschland muss man also selbst für die grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse zahlen – und das, ohne immer das passende Kleingeld zur Hand zu haben.

Ein Euro für eine Notwendigkeit

Diese Erfahrung brachte mich ins Grübeln: Ist es wirklich akzeptabel, dass man in Deutschland, einem der wohlhabendsten Länder der Welt, für so grundlegende menschliche Bedürfnisse wie den Toilettengang bezahlen muss? Besonders an Raststätten, die ohnehin schon für ihre überhöhten Preise bekannt sind. Spritpreise, die einem förmlich das Geld aus der Tasche ziehen, und dazu noch ein völlig überteuertes Nahrungsmittelangebot. Eine kleine 0,2-Liter-Flasche Wasser für 1,50 €. Und dann verlangen sie auch noch einen Euro, nur um auf die Toilette zu gehen!

Für mich war das bereits ärgerlich genug, aber für meine Tochter war es ein regelrechter Kulturschock. „Wie kann das sein, Papa?“, fragte sie mich fassungslos, nachdem wir endlich den Euro gefunden und die Schranke passiert hatten. „In Indonesien bezahlt man doch nichts, um auf die Toilette zu gehen.“ Ihre Frage war mehr als berechtigt und brachte mich zum Nachdenken. In vielen anderen Ländern, selbst in wirtschaftlich schwächeren Regionen, ist der Zugang zu Toiletten oft kostenlos – besonders dann, wenn man bereits Kunde an der Tankstelle ist.

Überteuerte Preise und fragwürdige Praktiken

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Tankstellen nicht nur beim Sprit kräftig zulangen, sondern auch bei Snacks und Getränken. Ein einfaches belegtes Brötchen kann schnell zwei bis drei Euro kosten, während eine winzige 0,2-Liter-Flasche Wasser oft stolze 1,50 € kostet. Bei solchen Preisen könnte man doch erwarten, dass zumindest der Zugang zu den Toiletten kostenfrei ist – schließlich gehört die Nutzung von sanitären Anlagen zu den grundlegenden Bedürfnissen eines jeden Reisenden. Doch weit gefehlt: An den meisten Raststätten findet man eine Schranke, die erst nach dem Einwurf eines Euros den Zugang freigibt. Wer diesen Euro nicht griffbereit hat, steht vor verschlossenen Türen.

So erging es auch meiner Tochter, die während unserer Fahrt dringend auf die Toilette musste. Sie rannte eilig zur Toilettenanlage und kehrte wenig später völlig entsetzt zurück, weil sie den nötigen Euro nicht dabeihatte. In einem Moment dringender Not stand sie plötzlich vor einer Schranke, die ihre natürliche Dringlichkeit zu einem Luxus machte. Für sie, die es gewohnt war, dass Toiletten in Indonesien kostenlos zugänglich sind, war dies ein regelrechter Kulturschock. Sie konnte kaum fassen, dass man in einem der reichsten Länder der Welt für den Toilettengang extra zahlen muss, obwohl die Preise für Benzin und Lebensmittel schon derart überzogen sind.

Diese Erfahrung führte mir vor Augen, wie sehr die Profitgier an deutschen Raststätten überhandnimmt. Selbst wenn man bereit ist, für überteuerten Sprit und teure Snacks zu zahlen, sollte der Toilettengang keine zusätzliche Gebühr erfordern. Das zwingt Reisende, die keine Alternative haben, in unnötige Kostenfallen.

Ein Gutschein, der keiner ist

Als ob es nicht schon genug wäre, für den Toilettengang zahlen zu müssen, erhält man nach dem Einwurf des Euros einen Gutschein über 0,50 €. Auf den ersten Blick könnte das wie eine kleine Entschädigung wirken – eine nette Geste, so scheint es. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieser Gutschein schnell als fragwürdiges „Angebot“. Denn er ist nur auf eine sehr eingeschränkte Auswahl an Artikeln anwendbar. Zeitungen, Zeitschriften oder andere kleine Dinge, die man sich vielleicht noch auf die Schnelle mitnehmen möchte, sind natürlich von der Einlösung ausgeschlossen.

Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, dass pro Einkauf nur ein Gutschein eingelöst werden darf. Selbst wenn man im Laufe einer längeren Reise an mehreren Raststätten hält und entsprechend mehrere Gutscheine sammelt, kann man sie nicht für einen etwas größeren Einkauf zusammenlegen. Stattdessen bleibt der Gutschein ein symbolischer Tropfen auf dem heißen Stein – ein scheinbarer Vorteil, der letztendlich kaum einen echten Nutzen hat. Diese Praxis wirkt fast wie eine zusätzliche Hürde, die zeigt, wie wenig die Raststätten wirklich bereit sind, den Kunden entgegenzukommen.

Wo bleibt die Fairness?

Man muss sich ernsthaft fragen, warum es überhaupt notwendig ist, Menschen für die Nutzung von Toiletten zur Kasse zu bitten, während sie an Raststätten ohnehin schon durch überteuerte Preise für Sprit und Lebensmittel belastet werden. In vielen anderen Ländern ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Zugang zu sanitären Anlagen kostenlos ist – vor allem, wenn man bereits als zahlender Kunde vor Ort ist. Dieses Prinzip der Gastfreundschaft und der Grundversorgung wird in Deutschland jedoch durch eine Schranke ersetzt, die ohne den passenden Euro geschlossen bleibt.

Dabei geht es nicht nur um Bequemlichkeit. Der Zugang zu Toiletten ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, und es sollte kein Luxus sein, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Es stellt sich die Frage, ob es fair ist, Menschen in Notlagen wie diese zu bringen, nur weil sie nicht das passende Kleingeld bei sich haben. Toiletten sollten für jeden zugänglich sein, unabhängig davon, ob jemand gerade einen Euro zur Hand hat oder nicht.

Letztlich geht es hier um mehr als nur eine kleine Gebühr. Die Frage der Fairness betrifft vor allem Familien mit Kindern oder Menschen mit geringem Einkommen, für die solche Extrakosten auf längeren Reisen eine Belastung darstellen. Der Zugang zu sanitären Einrichtungen sollte ein Menschenrecht sein und nicht als zusätzliche Einnahmequelle missbraucht werden. Wo bleibt die Fairness, wenn selbst das Stillen eines menschlichen Grundbedürfnisses an Bedingungen geknüpft wird?

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