Wegen verstärkter Kontrollen illegaler Produktionsstätten ist das silberweiße Metall so teuer wie noch nie. Aber auch die Kosten für andere Industriemetalle steigen. Blei erklimmt ein Dreijahreshoch.

Razzien gegen illegale Minenbetreiber und heftige Regenfälle in Indonesien haben den Zinnpreis auf ein Rekordhoch getrieben. Mit 33.600
Dollar pro Tonne war der meistgehandelte Terminkontrakt am Montag so teuer wie nie zuvor. Indonesien ist der weltgrößte Exporteur des
silberweißen Metalls, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Laut einer Analyse des geologischen Dienstes der US-Regierung (USGS) liegt
das vor allem daran, dass bleihaltige Legierungen weltweit zunehmend durch weniger gesundheitsschädliche Legierungen mit einem höheren
Zinnanteil ersetzt werden. Auch Dosenfabrikanten setzen auf den Rohstoff.

Die indonesische Regierung geht seit dem vergangenen Jahr verschärft gegen die Betreiber illegaler Zinngruben vor, weil sie die Umwelt gefährden und keinerlei Gebühren zahlen. Die Produktion auf der Insel Bangka, von der ein Großteil des indonesischen Zinns stammt, sei deshalb erheblich zurückgegangen, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Lieferungen an die privaten Zinns-Schmelzen der Insel hätten sich auf rund 1000 Tonnen pro Monat halbiert. Zudem seien nach heftigen Regenfällen zahlreiche Gruben überschwemmt, und der Abbau vor der Küste sei wegen hohen Wellengangs an vielen Tagen nicht möglich. Schwacher Dollar befeuert Rally Befördert wurde der Preisanstieg überdies durch den schwachen Dollar und neue Importzahlen aus China, die am Montag die Kurse auch anderer Industriemetalle in die Höhe trieben. Der meistgehandelte Blei-Terminkontrakt verteuerte sich an der Londoner Metallbörse LME
zeitweise auf 2904 Dollar pro Tonne, ein Dreijahreshoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag unter Verweis auf den
zunehmenden Preisdruck ihren Leitzins von 1,0 auf 1,25 Prozent angehoben. Weil sich damit das Zinsgefälle zu den USA verschärft, stieg
der Euro erstmals seit Januar 2010 über die Marke von 1,44 Dollar. Da Industriemetalle in der US-Devise notiert sind, werden sie mit inkendem Dollar-Kurs für Investoren außerhalb der USA günstiger. Die EZB bezweckte mit ihrem Zinsschritt eigentlich eine Dämpfung des
Preisdrucks, weil höhere Zinsen die Kreditvergabe bremsen und damit auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen.

Zinserhöhungen am Markt verpufft

Der Anstieg der Industriemetall-Preise macht aber deutlich, dass weder die EZB noch die jüngste Leitzinserhöhung der chinesischen Notenbank auf den Märkten großen Eindruck hinterlassen haben. Die Anleger rechnen offenkundig mit einer anhaltend hohen Nachfrage nach Rohstoffen. Bestärkt wurden diese Erwartungen durch Zahlen zu den chinesischen Kupferimporten, die im März gegenüber Februar um 29 Prozent zulegten. Obwohl die Einfuhren noch immer ein Drittel unter dem Vorjahresniveau liegen, weckte die Zunahme im Monatsvergleich Hoffnungen auf eine Erholung der chinesischen Nachfrage. Ähnlich verhielt es sich mit den Aluminiumimporten, die nach schwachen Zahlen im Februar wieder um 34 Prozent anzogen. Der meistgehandelte Aluminium-Kontrakt verteuerte sich am Montag zeitweise auf 2717 Dollar pro Tonne, den höchsten Stand seit August 2008. Der Preis des für die Herstellung von Lebensmittel- und Getränkeverpackungen, aber auch für Legierungen in der Elektro-Industrie bedeutenden Metalls wird auch von den steigenden Energiekosten angetrieben. Für seine Gewinnung muss Aluminiumoxid zusammen mit anderen Minteralien auf 950 Grad Celsius erhitzt werden. Die Aluminiumhersteller gehören deshalb zu den größten Energieverbrauchern innerhalb der Industrie. Die Preise für Industriemetalle waren nach einem kräftigen Anstieg im vergangenen Jahr Ende März deutlich zurückgegangen. Analysten der Commerzbank führen dies darauf zurück, dass sich Finanzinvestoren nach den schwachen Importdaten aus China zunächst aus dem Markt zurückgezogen hätten. In der Woche vom 30. Mai bis 5. April hätten Hedge-Fonds und andere Profi-Anleger die Wetten auf steigende Kupferpreise um 21 Prozent reduziert, schreibt die Commerzbank unter Verweis auf die jüngste
Handelsstatistik der US-Terminbörsenaufsicht CFTC. Blei, Zink und Zinn werden in der Statistik nicht ausgewiesen.

Originalbericht: ftd.de
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