Nach Bier kam bei mir der Wein. Jedenfalls im experimentellen Selbstversuchen der Herstellung dieses leckeren Getränkes.
Wer aus Deutschland Auswandert wird wohl nach dem Brot und Quark am meisten das deutsche Bier verbunden mit Partys und Feiern vermissen. Nach einem erfolgreichen Arbeitstag ein Bier zu trinken ist wohl eine der deutschen männlichen Tugenden, die man Deutschland zuweist. Und so wird man sich früher oder später auch mit Bintang, Prost oder Anker den indonesischen Biermarken arrangieren. Natürlich wird auch mal bei deutschem Bier, wenn es verfügbar ist zugegriffen. Dasselbe gilt für Heineken oder Carlsberg Bier.
Dieses Jahr hatte ich den Beginn des Ramadan ganz verschlafen, was wohl auch an Corona und dem Shutdown hier in Indonesien liegt. Jedenfalls stand ich vor den leergeräumten Bier-Regalen und musste einsehen, dass eine einmonatige Abstinenz mir bevorsteht.
Ich kramte mein verstaubtes Bierbrauset hervor
Dieses besitze ich bereits seit ca. 6 Jahren, wobei ich es in der letzten Zeit nicht mehr nutzte. Einerseits fehlt es an Nachschub von Bierkonzentrat und zweitens hatte ich da auch schon netten Kontakt zum Zoll erfahren dürfen.
Ich hatte mir mal beim Besuch meines Vaters dieses Bierbrauset mitbringen lassen. Es funktionierte in der Regel recht gut, auch wenn man schon einmal im Bett aufschrak, als eine Bierflasche pfeifend zu bersten drohte. Ich hatte damals die abgefüllten Flaschen im Schlafzimmer deponiert, da dort ja die ganze Nacht die Klimaanlage lief.
Nach dieser Aktion war das Schlafzimmer für meine Experimente passé.
Was war passiert?
Nachdem die Gärung abgeschlossen ist, füllt man unter Zugabe von ein paar Gramm Zucker das Bier in Flaschen um. Der neu zugegebene Zucker regt noch einmal eine Nachgärung an, die dafür sorgt, dass Kohlensäure entsteht und letztendlich für die Schaumbildung beim Schütten ins Glas sorgt. Fügt man zu viel Zucker hinzu, oder ist die Gärung noch nicht abgeschlossen, was man am Blubbern im Gärröhrchen erkennen kann, baut sich ein enormer Druck auf. Dank meiner benutzten Bügelflaschen von Ikea wurde der Druck durch die Gummidichtung abgeleitet und ließ eine Explosion der Flasche nicht zu. Dadurch kam es zu einem pfeifenden Geräusch was mich und meine Frau mitten in der Nacht aufschrecken ließ.
Der Nachschub muss rollen
Ein 1 Liter gehopfte Bierwürze-Konzentrat reicht für ca. 20 Liter Bier aus. Also für genau 2 Braugänge im 10 Liter Braueimer. Da die Gärung schon mindestens 14 Tage dauert, braucht man also mindestens 1x im Monat Nachschub an einer neuen Dose. Die Idee man bestellt gleich 6 Dosen und lässt sich diese zu schicken, endete bei einem Besuch beim Zoll. Wobei ich diese nicht direkt bestellte, sondern über meine Familie in Deutschland, die dann noch andere Sachen dazupackten, die wir benötigten.
Als dieses Paket mit diversen anderen Sachen in Indonesien eintraf, bekam ich das erste Mal einen Brief direkt vom Zoll, wo ich aufgefordert wurde einmal vorzusprechen. Nichts Gutes ahnend fuhr ich also nach Jakarta zur Hauptpost, wo auch der Zoll untergebracht war.
Leiter der Behörde nahm sich mir an
Nach kurzem Warten wurde ich in einen Raum geführt und ich setzte mich in einen Sessel vor einem großen Schreibtisch. Der Beamte rief was in Richtung offenen Tür und nach einiger Wartezeit stellte eine Zollbeamtin eine meiner geliebten Büchsen des Bierkonzentrats auf den Schreibtisch. Ich wurde gefragt für was ich das Bierkonzentrat benötige.
Es wäre wohl falsch gewesen, hier die Antwort Bierbrauen zu erwähnen und so begann ich von Bierwurst und Bierbrot in meinem gebrochenen Mix aus Indonesisch und englisch zu faseln. Ungläubig schaute mich der Beamte an, als ob er wüsste, dass ich ihn belüge. Dann sagte er, ich solle ihm Bierwurst und Bierbrot im Internet zeigen.
Als ich ihm die Bilder auf meinem Handy zeigte, fragte er mich auf Englisch, ob es schmeckt. Ich antwortete und rieb mir auf dem Bauch „Deutsche lieben es“. Er grinste mich an und hob den Zeigefinger nach oben und sagte auf Englisch „Pro Paket“. Ich sagte um ihn zu necken, wohl wissend, das der ausgestreckte Zeigefinger in Indonesien eins bedeutet, „Dua“ und zeigte Daumen und Zeigefinger. Nein antwortete er „Satu“ pro Paket. Dennoch konnte ich dieses Mal alle Büchsen mit nach Hause nehmen.
Meine Familie in Deutschland stieg auf Dosen-Essen um
Seit diesem Tag bekam ich keine Bierkonzentrat-Dosen mehr, sondern es waren mal Königsberger Klopse, Bohneneintopf oder Gemüse und Obst Dosen im Paket enthalten. So wurden die Etiketten der Originaldosen abgeweicht und einfach auf die Dosen mit dem Bierkonzentrat geklebt.
Aber auch hier habe ich irgendwann keinen Bock mehr. Erstens sind 10 Liter extrem wenig, wenn man jeden Abend ein Bier trinken möchte. Man sollte die Flaschen auch noch mal mindestens 3–4 Wochen ruhen lassen, was mir extrem schwerfällt. ;-). Und so stieg ich auf die Biersorten, die in Indonesien verfügbar sind um. Pro Einkauf ein paar Flaschen Bintang, ein paar Heineken und Carlsberg und wenn es gibt und im preislichen Rahmen liegt, auch einmal ein deutsches Bier. (Ich habe schon Warsteiner für 110.000 Rp [ca. 6,80 €] die Flasche in einem Supermarkt gesehen und da muss ich sagen, da verzichte ich lieber darauf)
Wein als Alternative
Wein selber herstellen schreckte mich bisher immer ab, da man, wenn man sich mit der Materie befasst von spezieller Weinhefe liest, die man benutzen sollte. Beim Bierbrauen ist es dasselbe. Wobei hier ja die Besorgung ohne Probleme funktionierte. Man musste nur darauf achten, das man obergärige Hefe benutzt da, die bei den Temperaturen, die in Indonesien herrschen, die besten Erfolge verzeichnen kann. Wer einen Kühlraum besitzt, der auf 10 bis 15 °C heruntergekühlt ist kann auch untergärige Hefe benutzen.
Es wird immer wieder davon abgeraten normale Backhefe zu benutzen, da diese den Geschmack beeinflussen sollte. Mein erster Versuch Apfelwein herzustellen war erfolgreich und die letzte Flasche wurde gestern geleert. Vom Geschmack merkte ich selbst nur Apfel, wobei er wie gesagt auch nicht lange lagerten. Die letzte Flasche war 3 Wochen nach der Abfüllung verbraucht.
Versuche per Flaschengärung, also nur 1 Liter mit reinen Bananen +Zucker und einer Mischung Bananen Mandarin, erbrachten im Test einen gewöhnungsbedürftiges Erlebnis. Der erste schlug, war ehern Bäh und danach ging es aber.
Zweiter Versuch endete in einer Katastrophe
Bei Anblick meiner Frau, als sie diese Katastrophe sah, kam mir der Gedanke „Alkohol kann tödlich sein“. Aber was war nun genau passiert.
Als ich meinen Gäreimer hervorkramte und diesen zu säubern begann, löste sich der Deckel in Einzelteile auf. Da hat wohl die
Sonneneinstrahlung dem Deckel zu schaffen gemacht.
Also kam ich auf die Idee, unsere 19 Liter Aqua Gallone zu benutzen. Der Deckel, den wir mit dem Loch darauf stülpen passt, genau zu dem Gummipfropfen des Gärröhrchens. Nun besitzt dieser Deckel der Galeone einen an ihm durch eine Schlaufe befestigten Plastikpfropfen, der bei Aufstellen auf dem Wasserspender das Auslaufen Verhindern soll. Gleichzeitig habe ich dieses Mal auch auf ein Durchdrücken des Sudes verzichtet, um größere Teile herauszufiltern.
Mit Beginn des Gärprozesses schäumt der Sud erst einmal extrem. Dadurch wurde der Deckel durch dem Plastikpfropfen verschlossen. Der Druck wurde immer größer bis der Deckel mit dem Gärröhrchen, nicht mehr gehalten werden konnte und nach oben schoss. Gefolgt von dem oben liegenden Gärschaum, der bis zu der Decke spritzen konnte.
Auch ohne Verstopfung kann es leicht zu einer Sauerei kommen. Der Gärschaum presst sich durch das Gärröhrchen und versaut dann seine Umgebung. Hier hilft es entweder 1–2 Stunden abzuwarten und dann erst den Gärbehälter zu verschließen, oder den Gärbehälter noch mal öffnen und den zähen Schaum mit einem Löffel abschöpfen. Das reicht in der Regel aus. Ein zweites Mal sollte es dann nicht zu einer Schaumbildung kommen.
Nach dieser kleinen Explosion gärte der Sud nicht mehr. Auch das Nachfüllen von Wasser + Hefe brachte nicht den Erfolg, was darauf schließen lässt, dass der Zucker fehlt, der für die Gärung benötigt wird. Die Hefe zersetzt den Zucker in Co2 und Alkohol.
Meine bisherigen Rezepte
Reiner Apfelwein:
Für 19 Liter Apfelwein habe ich folgendes Verwendet.
- 8-10 Kg Äpfel
- 3 Päckchen Trockenbackhefe
- 1,6 kg Zucker
Die Äpfel habe ich durch den Entsafter gejagt und dann in die Galeone gefüllt. Dann habe ich den Zucker nach und nach mit Wasser aufgelöst und dazu gegeben. Die Galeone habe ich dann immer wieder einmal geschüttelt, damit es sich mischt und kein Zucker unten absetzt. Auch die 3 Päckchen Hefe habe ich in Wasser aufgelöst und dazu geschüttet. Zum Schluss die Galeone mit Wasser füllen und 10 bis 15 cm Luft zum Deckel lassen. Vor dem Verschluss noch mal gut durchschütteln, dann Deckel darauf und das Gärröhrchen gefüllt mit Wasser in das Loch pressen damit es dicht verschließt.
Nach ein paar Minuten kann man die Blasenbildung im Gärröhrchen beobachten es fängt an zu blubbern. Jetzt warten bis der Schaum aufsteigt und den Deckel öffnen und diesen mit einem Löffel abschöpfen Deckel wieder darauf und das Gärröhrchen wieder mit Wasser füllen und fixieren.
Nach 7 bis 10 Tagen ist die Gärung abgeschlossen. Das merkt man das keine Blasen im Gärröhrchen mehr aufsteigen. Jetzt hin und wieder mal die Galeone durchschütteln und schauen, ob noch Blasen im Gärröhrchen aufsteigen. Wenn nicht, ist das Ende der Gärung erreicht.
Filtern des Weines
Zu beachten ist, dass man bei diesem Vorgehen immer noch nach einer Lagerzeit Hefe-Teilchen sich am Boden absetzen werden. Will man den Wein gehobenen Gästen servieren, lohnt es sich, vorher den Wein in eine andere Flasche umzuschütten. Schädlich ist es in keinem Fall.
Zum Filtern nutze ich einen sogenannten Kopi O Filter. Wer einen benötigt, den kann ich einen besorgen. Einfach per E-Mail: silvio@bayi.de melden.
Durch den Filter Schütten und den Filter gut auspressen, damit alle Flüssigkeit durchgeht. Ich lasse den Wein dreimal durch das Sieb laufen. Aber wie schon gesagt ganz bekommt man die Schwebeteilchen nicht aus dem Wein. Diese legen sich dann am Boden ab. Auch durch das Eingießen in ein Glas, werden diese nicht groß aufgewirbelt. Das Reinigen ist wiederum recht einfach. Mit Wasser und schütteln der Flasche lösen sich diese Teilchen von selbst. Man sollte sie nur nicht fest werden lassen (Anbacken).
Apfel – Apfelsinen – Bananen Wein:
- 5 kg Äpfel (Entsafter)
- 1 kg Apfelsinen (Entsafter)
- 4 kg Bananen überreif
- 1,6 kg Zucker
- 3 Päckchen Hefe
- jeweils 10 Tropfen Bananen und Apfelsinen Aroma
Die Äpfel und Apfelsinen werden mit einem Entsafter verarbeitet. Die überreifen Bananen, die können ruhig schon matschig und schwarze Punkte auf der Schale aufweisen, werden mit einer Gabel zerdrückt und dann mit 70° C (Nicht höher) warmen Wasser, mit einem Stabmixer zu einem flüssigen Brei verrühren. Immer wieder Wasser beim Mixen hinzugeben, dass es immer weiter flüssiger wird.
Den Zucker und die Hefe in Wasser auflösen und alles in die Galeone geben und mit Wasser auffüllen. Gut schütteln und mit einem Gärröhrchen verschließen. Hier habe ich jetzt einmal Aroma-Zusatzstoffe hinzugefügt. Getestet habe ich diesen Wein derzeit noch nicht. Dieser ist in 1–2 Wochen reif dafür.