Meine KITAP Verlängerung #3


Am Dienstag ging es nun nach Serang zur Imigrasi, um den nächsten Schritt für die permanente KITAP zu erledigen. Hier erlebte ich wieder einmal indonesische Bürokratie hautnah.

26.05.2017 Meine KITAP Verlängerung #3

Gegen 7 Uhr fuhren wir von BSD in Richtung Serang los. Die Fahrt war trotz Baustellen auf der Autobahn recht unkompliziert. Um 08:45 Uhr betraten wir die Imigrasi und fragten uns erst einmal durch, wohin wir mussten.

Es ging eine Treppe hinauf und vor dem Eingang stand eine Theke. Da war nur keiner, also klopften wir an die Tür und ein Mitarbeiter der Imigrasi kam heraus. Diesen drückten wir den einen Umschlag, den wir von der Imigrasi in Tangerang bekommen hatten, in die Hand. Der kontrollierte die Formulare und gab uns noch ein Formular, was wir ausfüllen mussten.

Dann hieß es Warten, warten und nochmals warten

Meine KITAP Verlängerung #3 / Screenshot Facebook Mitteilung von mir
Meine KITAP Verlängerung #3 / Screenshot Facebook Mitteilung von mir

Es wurde 9:30 Uhr. Es wurde 10:30 Uhr und der Treppenaufgang füllte sich langsam. Man saß da wie bestellt und nicht abgeholt. Mitten im unklimatisierten Hausflur. Der Schweiß floss nur so in Strömen. Irgendwann klopfte ich an die Tür und wollte mal fragen, ob sie wenigstens den Ventilator, der in der einen Ecke stand, einschalten könnten. Da kam nur die Antwort „Rusak“ (kaputt). Auf meine Frage in gebrochenen Bahasa und Englisch, worauf wir hier noch warten, da es seit Stunden überhaupt nicht vorangeht, kam die Antwort, dass eine Unterschrift noch fehle und diese nur die Chefin geben könnte. Toll dachte ich mir. Mir läuft der Schweiß hier in Strömen und die Frau liegt daheim im Bett und ruht sich aus.

So ganz war es dann doch nicht. Diese hatte ein Meeting.

Es gibt nur eine Person, die diese Unterschrift leisten kann

Wenn diese nicht da ist, steht man sich die Füße in den Bauch. Gegen 11:30 Uhr ging dann wiedereinmal die Tür auf. Dieses Mal gingen selbst die Indonesier, die auf der Treppe standen, auf den Mann zu. Ich machte ihm begreiflich, dass ich es nicht verstehe, das wenn die Frau Chefin nicht da ist, es keinen Vertreter gibt, der ihre Arbeit übernehmen kann. Ich fahre 90 Kilometer hierher und darf dann unverrichtete Dinge wieder abreisen und morgen antanzen, oder wie stelle man sich das Ganze hier vor. Diese Worte schienen Eindruck gemacht zu haben, denn es wurde ein niederer Dienstgrad losgeschickt. Der kam nach 10 Minuten wieder und es wurde uns mitgeteilt, dass es um 12 Uhr losgehe. Bis dahin flossen noch so einige Liter Schweiß den Körper hinab.

Chefin war pünktlich um 12 Uhr da

Hurra und doch zu früh gefreut. Zwar wurden wir in das gekühlte Großraumbüro hineingelassen und wir durften uns an einem Schreibtisch setzen. Dann wurde uns auf einmal zugetragen, dass unsere Unterlagen nicht vollständig seien. Es fehle ein Nachweis über meine Berufstätigkeit hier in Indonesien. Dafür gibt es natürlich wieder kein Formular. Der Mitarbeiter, der am Beginn unsere Formulare prüfte, sagte wir sollen ein Schreiben mit der Hand aufsetzen und darlegen was meine Tätigkeit ist. Damit ging er zur Chefin und als er wieder kam sagte er, sie müsse erst einmal essen gehen.

Da platzte mir wortwörtlich die Hutschnur und ich sagte so laut, dass es auch, die Chefin hörte, dass die Öffnungszeiten hier von 8 – 14 Uhr stehen und ich seit 8:45 Uhr warte und festgestellt habe, dass hier nicht gearbeitet wurde. Da kam die Chefin an unseren Schreibtisch und sagte zu unserem Bearbeiter. „Online ist kein Job, was ist das, er solle es genauer darlegen“. Wir hatten wie beim Finanzamt Indonesien Onlinehandel angegeben. Dann flog das geschriebene Blatt wieder auf unseren Tisch und die Chefin verlies den abgeteilten Bürobereich. Ich sagte Mahlzeit und murmelte noch laut genug, „I hope the lunch will only take a maximum of 10 minutes“. Dieses schien sie gehört zu haben, jedenfalls knallte dann auf einmal eine Tür.

8 Minuten später war sie tatsächlich wieder da

Nun hatte sie mich aber richtig auf dem Kicker. Mittlerweile hatten wir über den Onlinehandel die Webseiten Adresse meines Shops geschrieben. Wie gesagt mit Hand durch meine Frau. Unser Bearbeiter kam wieder und sagte es müssen nicht von Hand, sondern per Computerausdruck geschrieben werden. Nun mittlerweile fing ich an zu kochen. Das Ganze hatten wir schon bei der Imigrasi in Tangerang durch. Dort fehlte der Antrag auf Übertragung der KITAP von meinem alten Reisepass in den neuen. Ich glaube, wenn jetzt die Aussage gekommen wäre, wir sollen später mit diesem ausgedruckten Schreiben wieder gekommen, da wäre ich in diesem Office explodiert. Unser zuständige Bearbeiter merkte wohl an der Farbe meines Gesichtes, dass nicht mehr viel fehlte bis er die Unfähigkeit dieser Behörde über sich ergehen lassen musste. Er rief einen Jungen Beamten gab ihm das Schreiben und sagte er sollte dieses schnell abtippen. Zu mir machte er nur die Handbewegung in Richtung Büro der Chefin und meinte ruhig bleiben.

Ein paar Minuten später war er fertig und wir unterschrieben dieses Formular. Unser Bearbeiter ging wieder in die Höhle des Löwen und kam wieder heraus und fragte, was ich denn verkaufe. Ich sagte Kaffee, speziell Kopi Luwak. Dann lies die Chefin über ihn ausrichten, dass ich ja dann eine Farm besitzen müsse, wo seien die Unterlagen. Die Temperatur stieg wieder ein wenig an. Ich versuchte dem Beamten zu erklären, dass ich Artikel nur von Geschäften anbiete. Wenn jemand bei mir einen Artikel bestellt, dann kaufe ich diesen in einem Geschäft wie Indomart oder Giant und verschicke diesen. Ich machte darauf aufmerksam, dass ich seit 5 Jahren auch in Indonesien für mein Geschäft, Steuern bezahle.

So ganz konnte er es wahrscheinlich nicht der Chefin begreiflich machen.

Testbestellung via Onlineshop

Also demonstrierte ich ihm, wie es abläuft. Er bestellt einen Kaffee. Ich gehe zu Indomart kaufe, verpacke und verschicke diesen mit der Post. Ich versende nur außerhalb von Indonesien, deswegen sind die Preisangaben ja auch in USD und EUR. Nun schien er damit die Chefin, überzeugen zu können. Jedenfalls kam er dann mit einem Briefumschlag zurück, den wir jetzt zur Imigrasi nach Jakarta bringen sollten.

Super, ich bin Postbote geworden

Es ist tatsächlich so, dass man alle zuständigen nächsthöheren Imigrasis einen Besuch abstatten und dort einen Brief mit einem unterschriebenen Formular abgeben muss. Von Behördenpost hat man in Indonesien noch nichts gehört.

Den ersten Brief hatte meine Frau bereits am Mittwoch abgegeben. Jetzt steht also nur noch die Imigrasi in Jakarta an und dann darf ich endlich wieder bei der Imigrasi in Tangerang vorstellig werden, wo ich dann hoffentlich meine permanente KITAP erhalte.

Anmerkung:

Immer wieder bekomme ich Mails und Kommentare, die mir Unverständnis vorwerfen. Ich schreibe natürlich ein wenig überspitzt über meine Gefühle und Eindrücke. Ich trete natürlich nicht aggressiv auf, rede aber wenn es mir nicht passt, so Laut, dass es im Raum und auch nebenan alle hören. Bisher hatte ich damit auch immer Erfolg. Natürlich wäge ich immer ab, welches Vorgehen am besten angepasst ist. Bei Polizisten, die von mir 5 Millionen Rp haben wollten, da ich eine nicht mehr sichtbare durchgezogene Linie überfahren haben solle, half nur einmal leise das Wort „Koruptsi“ was mir sofort die Weiterfahrt ermöglichte. Natürlich macht, die Statur und auch das erste Auftreten immer den gewissen Punkt aus. Reinpoltern damit kommt man in Indonesien nicht weit. Meistens wollen selbst hochrangige Beamte, sich gern mit einem Bulen zeigen und die Freundschaft vorgaukeln. Dieses sollte man auch ausnutzen ;-). An der richtigen Stelle einmal auf den Tisch gehauen bewirkt bei mir jedenfalls, immer wieder Wunder.

Also wenn es ab und zu in meinen Artikeln überspitzt klingt, sollte man sich an das deutsche Sprichwort erinnern „Es wird nicht immer alles so heiß gegessen, wie es auf den Tisch kommt!„.

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