Eigentlich hatte ich gehofft, dass Indonesien nach den zwei Massenhinrichtungen im Januar und April diesen Jahres und den damit verbundenen internationalen Protesten, dass Thema Ausführung der Todesstrafe, in den Aktenschränken verschwinden lässt.
Vor dem Ramadan (Fastenmonat für Muslime) verkündete die Regierung, dass im Fastenmonat keine Hinrichtungen durchgeführt werden sollen und diese nach Beendigung des Ramadan verschoben werden.
Betroffen ist auch der Franzose, der bei der letzten Hinrichtung kurz vor der Ausführung einen Aufschub erhielt. Auch bei ihm sind jetzt alle Rechtsmittel erschöpft, sodass die Ausführung der Todesstrafe, bei ihm bevorsteht.
Weiterhin könnte auch eine 56-Jährige Britin, Opfer des indonesischen Justizsystems werden.
Jakarta Post berichtete über fehlende Haushaltsmittel, für die Durchführung der Hinrichtung
Die Onlineausgabe der Jakarta Post berichtete, dass die Ausführung der nächsten Welle von Hinrichtungen, durch die Regierung auf Anfang nächsten Jahres verschoben wurde. Grund sind fehlende finanzielle Haushaltsmittel, für die kostenintensive Hinrichtungsprozedur.
Nach Angaben der Jakarta Post, befinden sich in Indonesischen Gefängnissen ca. 120 Häftlinge, die zum Tode verurteilt wurden.
50 von diesen haben bereits alle Rechtsmittel ausgeschöpft und stehen somit direkt vor der Ausführung der Todesstrafe.
Die größte Anzahl der Todeskandidaten sind Ausländer, die wegen Drogenbesitzes zum Tode verurteilt wurden. Dabei handelt es sich, in den meisten Fällen um Kuriere, die eher für den Transport der Drogen missbraucht wurden, und nicht um die Empfänger und Verteiler in Indonesien, oder deren Auftraggeber.
Indonesien hat ein Drogenproblem
Der größte Anteil von Drogen kommt wohl kaum auf den Weg über die Flughäfen nach Indonesien, sondern auf dem Seeweg. Komisch ist, dass man aber von Razzien und Ermittlungen auf diesen Transportweg überhaupt nichts hört.
Anders werden da Festnahmen, auf Flughäfen von ausländischen (am liebsten westlichen) Drogenkurieren festlich zelebriert und die Festgenommenen müssen Tage nach ihrer Festnahme, noch einmal Live vor der Kamera, ihre Tat nachspielen.
Im Bereich der Aufklärung, wird da jedoch fast eher alles Todgeschwiegen. Zwar findet man insbesondere bei Behörden Anti-Drogen-Plakate, aber in den Schulen wird über dieses Problem eher geschwiegen.
Auch besitzen Drogenabhängige kaum Möglichkeiten sich therapieren zu lassen und sind auch in der Gesellschaft auf sich allein gestellt.
Die Justiz in Indonesien, ist ein Wirtschaftszweig für sich
Korruption spielt in der Justiz von Indonesien eine große Rolle. Urteile können immer noch mit Geld gekauft werden und das von beiden Seiten. Insbesondere bei ausländischen Drogenkurieren, erlebt man dubiose Anrufe an Familienmitglieder, die zur Zahlung einer Geldsumme auffordern, wenn man den Angehörigen schnell wiedersehen möchte.
In Berufung zu gehen ist in Indonesien, wie ein Glücksspiel. So wird nicht wie international üblich bei Berufungen, dass Strafmaß geprüft, sondern es handelt sich um eine gänzlich neue Verhandlung, die entweder zu Gunsten des Angeklagten, oder gegen ihn wirken kann.
So wurde ein Deutscher Drogenkurier Erstinstanzlich zu 12 Jahren verurteilt. In der Berufung lautete das Urteil dann 6 Jahre und in der letztmöglichen Verhandlung, nachdem die Staatsanwaltschaft in Berufung gegangen ist, vor dem obersten Gericht von Indonesien, wurde dieser Deutsche zu 20 Jahren verurteilt. Acht Jahre mehr als in der Erstinstanz und 14 Jahre mehr als im Urteil aus dem Berufungsverfahren.
Mit dem Blick auf die Ausführung der Todesstrafe in Indonesien, kann wohl jener Deutsche wohl sagen er habe 3x Glück gehabt.
Ich habe mir einige Geschichten der Kuriere angeschaut und musste feststellen, dass man sehr schnell selbst in so eine Lage geraten kann.
Im Artikel Sie haben es getan! Indonesien tötet 8 Menschen hatte ich einmal die Hintergrundgeschichten, der im April Hingerichteten, recherchiert.
Indonesien hat kein Geld für die Ausführung der Hinrichtung
Ich selbst, bin ein Gegner der Todesstrafe und bekunde dieses auch öffentlich.
In Indonesien sollten bisher, die Hinrichtungen eher von Politischen Problemen des unsicheren Präsidenten ablenken. So wurden bis 2014 die Hinrichtungen an ausländischen Drogendealern ausgesetzt und auch nur Terroristen hingerichtet.
Als die politischen Spannungen durch einen Streit der Zuständigkeiten von Polizeikräften zu eskalieren drohte und der Präsident hier sehr zögerlich reagierten, wurde das Augenmerk der Presse auf die Hinrichtungen von Drogenkurieren, darunter auch Geistig Behinderte Menschen fokussiert.
Die Presse ließ die internen Regierungsprobleme außeracht und stürzte sich auf die Hinrichtungen. So gewinnt man durch das Töten von Menschen, Zeit.
Im selben Moment begnadigte der indonesische Präsident, einen zum Tode verurteilten Mörder.
Wer Fehler begeht, sollte dafür auch bestraft werden
Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass die verurteilten Drogenkuriere gänzlich unschuldig sind. Dennoch bin ich der persönlichen Meinung, dass Indonesien hier zu hart urteilt.
So scheinen Ermittlungen beim Zwischenempfänger aufzuhören.
In der Regel gleichen sich die Presseberichte. Ein ausländischer Drogenkurier wird am Flughafen festgenommen und wird dann gezwungen die Ware zu übergeben. In den Presseberichten ist dann immer von einem Inder die Rede, der diese Drogen in Empfang nehmen soll. Dieser wird natürlich auch verhaftet. So hat man zwei Ausländer einer Straftat überführt. Wieso man nicht weiter ermittelt um die Hintermänner, des angeblichen Inder zu fassen, ist sehr Fragwürdig. Dieses kann wohl nur die indonesische Polizei und Justiz beantworten.
Wie üblich, die kleinen werden gefasst, und die großen Leben in Saus und Braus.
Man kann nur hoffen, dass noch vor der erneuten Tötungswelle durch Indonesien, der Begriff Gnade neu erfunden wird.