Privat 1: Wie leben wir in Indonesien


Immer wieder werde ich gefragt, wie wir in Indonesien leben.

Deswegen werde ich heute eine Artikelreihe zu unserem Leben in Indonesien starten, um einen kleinen Einblick in unser Leben zu gewähren.

Als wir im Januar 2009 unserer erste Wohnung in West Jakarta bezogen, war ich schon von dem Service- und Dienstleistungen, die einen geboten wurden begeistert.

Wir zogen in ein Hochhaus in die 37. Etage. Das war mein persönlicher Wunsch, den ich später noch bereuen würde. Wir schauten uns mehrere möblierte Apartments an. Für das Apartments im 37. Stock viel unsere Entscheidung aus zweierlei Sicht. Erstens es war erst Bezug, und damit die Möbel neu, vor allem das Bett ;-). Indonesier können mit fremdem Eigentum nicht umgehen. Schon nach einem Jahr sind die Möbel abgewohnt. Brandlöcher im Sofa, ein versüfter Kühlschrank und zerkratzte Möbel.

Allein die Aussicht war toll, wenn nicht die Dunstglocke den Blick zum Meer vermieste. Auch bei der Aussicht hatten wir nicht lange Freude, da rechts schon das Fundament für den nächsten Tower in Arbeit war. Dazu muss man sagen, obwohl die 24 h durcharbeiteten, merkte man in der 37. Etage nichts davon. Das mag daran liegen, dass immer noch sehr viel mit Hand gearbeitet (Stemm- und Bohrmaschinen sind äußerst selten).


Ansonsten war dieses Apartment, Klein aber Fein. Wie üblich in Asien, sind die Apartments sehr klein bemessen. Wohnküche, Schlafzimmer, Kinderzimmer und Bad, hatten auf 47 m2 Platz. Dazu hatte man noch einen kleinen Balkon, den man aber eher selten aufgrund der Wärme benutzte.

Wie ich schon Anfangs berichtete, sollte ich die Wahl des Apartments im 37. Stock schnell bereuen.

Im August 2009 gab es das erste Erdbeben der Stärke 7,2 vor Sumatra. Wie man sich vorstellen kann, schwankt ein Hochhaus extrem durch das Beben. Nach knapp 1,5 min war der Spuck vorbei. Dann schnappte ich mir meine drei Jährige Tochter und rannte, die 37. Etagen in knapp 2 min herunter. Das Handynetz war zusammengebrochen, und so konnte ich meine Frau die noch auf Arbeit war nicht erreichen. Ich entschloss mich zum Haus meiner Schwägerin zu gehen, die knapp einen Kilometer weit weg wohnte. Dort warteten wir auf meine Frau bis sie Feierabend hatte. Da es keine weiteren Nachbeben gab, beschlossen wir doch zu Hause zu schlafen.

Am nächsten Morgen konnte ich vor Muskelkater nicht mehr laufen ;-).

Ein paar Wochen später im September wiederholte sich das Spiel. Diesmal war es ein Erdbeben der Stärke 7,6, was vor der Westküste Java stadtfand. Dieses Mal knarrte und knackte es in den Wänden. Als nach zwei Minuten der Spuck zu Ende war, war eine Wand in der Wohnung die zum Treppenhaus um 7 mm verschoben. Seitdem regnete es an dieser Wand ein.

Als wir das Problem meldete, dachte ich, dass sich das mal ein Statiker sich das anschaut. Aber Weitgefehlt, der Hausservice kam mit Gips und passte die versetzte Wand einfach mit einer Fuge an.

Nachdem wir jedes Mal, wenn es regnete das Servicemanagement antanzen ließen, wurde das Problem auch mal von außen gelöst. Seitdem lief das Wasser nicht mehr die Wand herunter, dafür bildete sich bei jedem Regenguss ein fetter Wasserfleck.

Nur so nebenbei, der Tower ist bis heute nicht zusammengefallen ;-).

Nach zwei Jahren zogen wir dann nach BSD-City, einen Vorort von Jakarta, der weit genug vom ständigen Verkehrschaos liegt.

In BSD-City befinden sich zum Beispiel auch das German Center, die deutsche Schule und die Deutsch-Schweizerische Universität.

Dort bezogen wir ein Einfamilienhaus, in einem bewachten Sektor. In Indonesien wird Sicherheit für die die es sich leisten können großgeschrieben. Auch schon im Apartmentkomplex war man rund um die Uhr abgesichert.

Hier in BSD-City hatte das Ganze noch einen Vorteil. Es gab keinen fremden Verkehr, sodass Kinder hier tatsächlich auf der Straße spielen können.

Das Haus besteht aus der üblichen Wohnküche + 3 Zimmern und 2 Bädern. Ein weiterer Vorteil man hat einen kleinen Garten oder besser gesagt Hof, von immerhin 64 m2, einen Vorgarten und einen PKW Stellplatz vor der Eingangstür.

Viele Hauseigentümer bauten dann ihre Häuser nach hinten aus und verzichteten auf den Hof. Bauvorschriften scheint es hier kaum zu geben, oder besser gesagt, was man nicht weiß, macht einen nicht Heiß.

Hatte man in der 37 Etage ziemlich ruhe vor Insekten, ist es hier im Grünen umso schlimmer. 3-8 cm große Kakerlaken, sind hier keine Seltenheit. Frösche die an den Scheiben kleben und vor allem die flinken Titak (Eidechsen) die an den Wänden langrennen.

Ein sehr großes Problem sind Termiten, die mit Vorlieben Fenster und Türen zerfressen, sodass man diese jedes Jahr erneuern kann. Insbesondere Fenster und Türen, die man nicht regelmäßig öffnet, fallen der Fresslust dieser großen Ameisen zum Opfer.

Begünstigt wird das Ganze auch dadurch, das die verwendeten Hölzer in keinster Weise behandelt wurden und damit den Ameisen ausgeliefert sind. Das kann so weit gehen, dass die einen ganzen Dachstuhl zum Einsturz bringen, wie bei uns gegenüber passiert ist. Neuerdings benutzen die Indonesier Aluminium Dachstühle und auch Plastikfenster setzen sich langsam durch. Damit sollten die Häuser dann doch wohl ein bisschen Älter werden. 😉

Mittlerweile wohnen wir hier auch schon wieder, über drei Jahre hier und haben vor einigen Monaten ein weiteres Haus erworben, was sich zurzeit aber noch in der Bauphase befindet.

Wie sieht unser Alltag aus?

Meine Frau arbeitet bei einer chinesischen Großbank, in Jakarta und verlässt montags bis freitags um 06:30 Uhr das Haus. Sie fährt mit dem Zug, da man mit jedem anderen Verkehrsmittel zur Rushhour überhaupt nicht vorwärts kommt. Zu Hause ist sie meistens zwischen 21 und 22 Uhr.

Demnach haben wir nur am Wochenende ein richtiges Familienleben.

Sarah unsere Tochter muss um sieben in der Schule sein. Ich fahre sie in die Schule und hole sie gegen 12:30 Uhr ab. Nur mittwochs wird es später, da sie da noch Taekwondo hat.

Für mich beginnt der Tag, nach dem meine beiden Frauen weg sind, erst einmal mit einer leckeren Tasse Kopi Luwak. Dann schaue ich mir meistens über das Internet „Alles was zählt“ und „Unter uns“ auf RTL Now, die einzigen deutschen Serien mit „Alarm für CORBA 11“, die ich regelmäßig anschaue.

Danach werfe ich ein Blick auf meine Internetprojekte und erledige ein paar Aufgaben die ich mir stelle.

Dann geht es schon wieder an das Mittag machen. Eigentlich geht man in Indonesien eher Essen, aber warum nicht einmal selbst in der Küche stehen und kochen. 😉

Nachdem ich Sarah von der Schule abgeholt habe und wir Mittag gegessen habe, setze ich mich meistens noch einmal an den Rechner. Gegen 14 Uhr kommt die Putze, die dann erst einmal das Chaos in der Küche beseitigt. 😉 So bald die Putze mit dem Reinigen fertig ist, gehen wir dann zusammen mit unseren beiden Hunden, eine große Runde und fahren dann meistens noch einmal kurz in die Stadt um Abendbrot zu essen.

Damit wäre der Tagesablauf auch schon fast komplett. 😉

Das Wochenende sieht da ganz anders aus. Mindestens einmal im Monat fahren wir über das Wochenende irgendwohin. Meistens Bandung oder Bogor. Ansonsten tun wir das, was eigentlich alle Indonesier tun. Am Wochenende irgendwo sich mit Freunden und Bekannten in einem Einkaufscenter treffen und schön essen.

So sieht unser Alltag in Indonesien aus. Eigentlich auch nicht anders als wie in Deutschland nur das man eben eine Putze und einen Gärtner für dieverse Arbeiten hat. Auf ein Kindermädchen haben wir eigentlich gleich am Anfang verzichtet. Zwar hatte meine Frau, da sie 3 Monate schon vorweg ausgewandert ist, ein Kindermädchen angestellt, diese hat aber dann von sich aus gekündigt, nachdem ich ein paar Erziehungsmethoden, wie z.B. Essen am Tisch eingeführt hatte.

Unverständlich für mich das Kinder, beim Spielen, selbst im Pool gefüttert werden. Selbständigkeit erlangen diese dadurch jedenfalls nicht. Auch fehlt völlig die Bindung zu den Eltern, da die Kindermädchen eine stärkere Präsenz haben, als die Eltern.

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