Auf YouTube fand ich einen interessanten Beitrag über das Thema Dienstleistungen in Indonesien. In Jakarta hat vor kurzem ein Muttermilch Kurier gestartet. Wobei ich diesen Beitrag schon etwas überzogen halte, da Mütter Ihre Kinder kaum mit in das Großraumbüro mitnehmen würden.
Ehern werden Sus (Kindermädchen) eingestellt, die die Aufgabe der Mutter komplett übernehmen.
In Indonesien erhalten Familien weder Kindergeld noch andere finanzielle Unterstützungen. Dadurch kehren Mütter spätestens 3 Monate nach der Geburt an Ihren Arbeitsplatz zurück.
Schon vor der Geburt werden Kindermädchen sogenannte Suss, die von irgendeinem Dorf stammen eingestellt. Sie werden in einem dreimonatigen Seminar auf Ihre zukünftige Tätigkeit geschult. Diese übernehmen komplett die Mutteraufgaben. Es ist verständlich, dass Babys und Kleinkinder ehern ein Bezug zu dem Kindermädchen hat, als zu Ihren Eltern.
Eine Suss verdient ca. 700.000 Rp (ca. 58,75 €) im Monat und erhält Kost und Unterkunft. Sie hat ein Tag frei im Monat. Soziale Beziehungen insbesondere zur eigenen Familie sind nur telefonisch möglich. Fremder Besuch wird von den Arbeitgebern meistens nicht geduldet! Suss bleiben im Durchschnitt bis zu Ihrer eigenen Hochzeit oder bis zu Ihrer Schwangerschaft! Im Durchschnitt 3-5 Jahre!
Meine Schwägerin, als wir diese 2007 im Urlaub besuchten, schaffte extra für unsere Tochter, die damals zwei Jahre alt war, für diesen Monat eine Suss an. Man sollte bedenken, dass Sie selber zwei Kinder besaß und auch schon zwei Suss. Die Möglichkeit, dass sich eine Suss um zwei Kinder kümmern könnte existiert nicht.
Dieses erlebten wir auch als meine Frau 2008 schon im September nach Indonesien reiste um Arbeit und eine Wohnung zu suchen. Sie wohnte die erste Zeit noch bei meiner Schwägerin. Die hatte zwei Suss für Ihre beiden Kinder. Meine Frau musste natürlich auch eine haben.
Als ich dann Ende Dezember nachgeflogen kam, war ich erschrocken was aus meiner Tochter geworden ist. Das Problem war nicht, dass sie mich nach den drei Monaten nicht mehr erkannt hatte, nein sie sprach kein Wort Deutsch mehr und war total auf die Suss fixiert.
In den ersten Tagen wollte ich natürlich die verlorene Zeit aufholen und unternahm alles Mögliche mit meiner Tochter alleine. Auch erziehungstechnisch wirkte ich wahrscheinlich etwas Schorf ein.
Was mich an den Suss stört:
- Essen am Tisch gibt es nicht. Die Kinder werden getragen und gefüttert. Meistens auch noch draußen auf der Straße. Selbständig essen geht überhaupt nicht, das Kind könnte sich ja vollschmieren!
- Suss lassen dem Kind so gut wie alles Durchgehen. Die Kinder dürfen alles, was sich dann auch zum Negativen auswirkt. Hinschmeißen auf den Boden, mag da noch Harmlos sein, wenn sie mal nicht das bekommen was sie haben möchten. Versucht man auf das Kind als Vater dann einzuwirken, kommt die Suss und macht alles wieder mit Ihrer Zuneigung zu nichte.
- Den Kindern wird alles nachgeräumt! Sobald die im Bett sind geht das Putzen durch die Suss los. Mit den Kindern zusammen, Ihr Spielzeug aufzuräumen, auf diese Idee kommen sie nicht.
Vorteile die man hat:
- Man kann auch einmal ungestört irgend wo hingehen
- Das Kind ist rund um die Uhr versorgt.
Wir lebten die ersten Wochen noch bei meiner Schwägerin und ich muss zugeben, ich führte meine eigenen Regeln bei meiner Tochter ein. Meine Tochter saß zum Essen am Tisch und aß alleine. Ich ging mit Ihr auch allein, mal außer Haus und um die Häuser, natürlich zu Fuß. Das ist teilweise komplett verpönt. Meine Schwägerin deutete mir immer an, ich solle doch das Auto mit dem Fahrer nehmen, wenn ich mit Sarah irgendwo hin wollte.
Zu guter Letzt konnte ich mich immer durchsetzen. Ende Januar sagte unsere Suss dann auf einmal, dass irgendjemand in Ihrer Familie Krank gewesen sei. Sie wolle Geld für die Reise haben. Meine Frau gab Ihr den bis zu diesem Zeitpunkt zustehenden Lohn und sie ward niemals mehr wiedergesehen. Ihr Handy, als wir nach einer Woche sie erreichen wollten, war aus. Bei der Vermittlungsagentur für Suss bot man uns natürlich sofort Ersatz an. Da aber auch unser Umzug in unsere erste Wohnung in Jakarta anstand sagte ich meiner Frau, dass ich eigentlich ungern jemand Fremdes 24h in meiner Wohnung haben möchte. Und so kam es das unsere Tochter ohne Kindermädchen in Indonesien aufwuchs. Klar hätte im Nachhinein gerade bei den Vorschulischen Anforderungen, eine Suss eine echte Hilfe sein können. Hier in Indonesien muss ein Kind bevor es zur Schule geht einen Eignungstest machen und lesen, schreiben und rechnen können. Zurzeit lernen Sie mit 5 Jahren, die Uhr und den Kalender. Aufgaben wie 10-6+12= sollten auch kein Problem sein. Im Kindergarten hatte sie immer wieder Probleme, da dort 22 Kinder von einer Erzieherin gelehrt werden. Deswegen beschlossen wir eine Privatlehrerin einzustellen, die jetzt jeden Mo, Di und Donnerstag für 1 ½ h vorbeikommt. Die Anforderungen die an Kinder von 3-6 Jahren hier in Indonesien gestellt werden, sehe ich teilweise echt als überzogen an. Die erreichen das Wissen, was in Deutschland ein achtjähriger eingepaukt bekommt. Den einzigen Vorteil den ich sehe, ist das Fremdsprachen gleich von Beginn an gelernt werden. Mittlerweile spricht Sarah Indonesisch, Deutsch, Englisch und nun auch ein wenig Mandarin. Ich sag immer Sie ist mein kleiner Translator, da Sie nun schon immer für Ihren Papa übersetzt *lol*